Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sieht die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und Missbrauch als Daueraufgabe.
Freiburg – Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sieht die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und Missbrauch in der katholischen Kirche als Daueraufgabe. „Wenn der Missbrauch lebenslange Folgen für die Betroffenen hat, wird auch die Aufarbeitung ein lebenslanger Weg sein, den ich als Erzbischof mitgehe“, schreibt Burger in einer Sonderveröffentlichung der Bistumszeitung „Konradsblatt“. Das 16-seitige Heft wird ab dem Wochenende in einer Auflage von rund 70.000 Exemplaren in den Kirchengemeinden verteilt und liegt der neuen „Konradsblatt“-Ausgabe bei.
Die Publikation setzt sich mit der bisherigen Aufarbeitung auseinander. Ausgerichtet ist das Heft auf die Veröffentlichung einer umfassenden Missbrauchsstudie, die am 18. April in Freiburg vorgestellt wird.
Burger betonte, er erwarte von der Untersuchung unbequeme Wahrheiten. Aus Gesprächen mit Betroffenen habe er erfahren, welche „zerstörerische Dimension Missbrauch annehmen kann“. Viele Betroffene und ihre Familien trügen die Folgen ein Leben lang.
Die Sprecherin des Betroffenenbeirats in der Diözese, Sabine Vollmer, hatte zuvor im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gefordert, die Studie müsse Klartext sprechen und Schuldige eindeutig benennen. Es gelte, jene Strukturen offenzulegen, die Missbrauch erst ermöglichten. „Warum und wie oft wurden Täter versetzt? Warum sind Missbrauchsmeldungen verschwunden? Wer hat wen gedeckt? Warum sind Akten unvollständig? Auf diese drängenden Fragen verlangen die Betroffenen Antworten“, sagte Vollmer.
Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauch will nach mehrmaligem Verschieben am 18. April ihre Hunderte Seiten umfassende Studie vorlegen. Darin sollen exemplarisch Missbrauchskomplexe geschildert und analysiert werden – allerdings in anonymisierter Form. Burger hat angekündigt, die Ergebnisse für Konsequenzen für Prävention und weitere Aufarbeitung zu nutzen.