Khorchide: Religiöses Mobbing im Ramadan nicht ausblenden

Der islamische Fastenmonat Ramadan fördert nach Worten des muslimischen Theologen Mouhanad Khorchide den interkulturellen Dialog.
Khorchide: Religiöses Mobbing im Ramadan nicht ausblenden

Mouhanad Khorchide (Foto: Zentrum für Islamische Theologie der Universität Münster)

Der islamische Fastenmonat Ramadan fördert in Deutschland nach Worten des muslimischen Theologen Mouhanad Khorchide einerseits den interkulturellen Dialog. Andererseits verstärke er in manchen Milieus aber auch einen Trend zur Abgrenzung von der Mehrheitsgesellschaft, sagte der Leiter des Zentrums für islamische Theologie der Universität Münster in einem am Montag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Ramadan beginnt an diesem Donnerstag und dauert bis zum Fest des Fastenbrechens ab dem 21. April.

Religiöses Mobbing an Schulen

Ein wachsendes Problem sei religiöses Mobbing an Schulen: „Man darf nicht ausblenden, dass die hohe Beteiligung beim Fasten zumindest teilweise mit sozialem Druck aus der muslimischen Community zusammenhängt. Wie er auch gegen muslimische Mädchen ausgeübt wird, wenn sie kein Kopftuch tragen“, so Khorchide. Wer sich nicht streng an die Regeln halte, gelte in diesen Milieus schnell als „schlechter Muslim“ und Verräter an der eigenen Gruppe. „Leider nimmt dieser identitäre Trend in manchen Kreisen zu.“

Als Grund dafür nennt Khorchide ein wachsendes Gefühl, Muslime würden in der Gesellschaft diskriminiert. „Da fließen echte Ausgrenzungserfahrungen, eingebildete Diskriminierung und selbstverschuldete Nachteile, zum Beispiel durch fehlende Schulabschlüsse, zusammen.“ Vertreter des politischen Islams, die eine Integration von Muslimen in die westliche Gesellschaft verhindern wollten, nutzten ein „Opfernarrativ“ zur gesellschaftlichen Polarisierung.

Teil des öffentlichen Lebens

„Leider bedienen auch Kräfte in der deutschen Politik, vor allem im linken Spektrum, das Opfernarrativ und stellen Muslime grundsätzlich als diskriminierte Minderheit dar“, betonte Khorchide. Berechtigte Kritik am politischen Islam werde von ihnen als „rassistisch“ oder „rechtspopulistisch“ diffamiert.

Andererseits, so Khorchide, „ist der Ramadan inzwischen auch Teil des öffentlichen Lebens in Deutschland und sorgt im interkulturellen Dialog für viele Begegnungen“. Muslime und Nichtmuslime, die sich sonst nicht träfen, kämen bei Empfängen zum abendlichen Fastenbrechen, dem Iftar, in entspannter Atmosphäre zusammen – „vom Nachbarn aus der Moscheegemeinde bis zum Bischof und Spitzenpolitiker“. Insofern biete der Ramadan eine gute Möglichkeit, Brücken zu bauen.