NRW: Aufarbeitung des Leids von „Verschickungskindern“

In Nordrhein-Westfalen hat der „Runde Tisch Verschickungskinder“ konstituiert, Mit ihm soll das das erlittene Leid durch die „Kinderverschickung“ der 1950er- bis 1980er-Jahre systematisch aufgearbeitet werden.
In Nordrhein-Westfalen hat der „Runde Tisch Verschickungskinder“ konstituiert, Mit ihm soll das das erlittene Leid durch die „Kinderverschickung“ der 1950er- bis 1980er-Jahre systematisch aufgearbeitet werden  Die Aufarbeitung von Gewalthandlungen und Missbrauchstaten an Kindern im Rahmen sogenannter Verschickungskuren und die Anerkennung des erlittenen Leids sei damit NRW in eine neue Phase getreten. Dies teilte das zuständige NRW-Sozialministerium am Mittwoch mit.

Karl-Josef Laumann –Foto: Land NRW / Ralph Sondermann

In Nordrhein-Westfalen hat der „Runde Tisch Verschickungskinder“ konstituiert, Mit ihm soll das das erlittene Leid durch die „Kinderverschickung“ der 1950er- bis 1980er-Jahre systematisch aufgearbeitet werden  Die Aufarbeitung von Gewalthandlungen und Missbrauchstaten an Kindern im Rahmen sogenannter Verschickungskuren und die Anerkennung des erlittenen Leids sei damit NRW in eine neue Phase getreten. Dies teilte das zuständige NRW-Sozialministerium am Mittwoch mit.

Am Dienstagabend kamen Vertreterinnen und Vertreter relevanter Akteure der „Kinderverschickung“ in ihrer Sitzung überein, das damals Geschehene gemeinsam umfassend aufzuarbeiten. Konkret wurde dabei vereinbart, dass alle für die Aufarbeitung relevanten Aktenbestände gesichert werden sollen. Mit dem Runden Tisch setzt die Landesregierung einen einstimmig gefassten Beschluss des NRW-Landtags um.

„Die Landesregierung hält Wort gegenüber allen, die als Kinder oder Jugendliche während eines Kinderkuraufenthalts teils schlimme Verletzungen und Traumata erlitten haben. Sie müssen oftmals bis heute mit den Nachwirkungen umgehen“, erklärte Sozialminister Karl-Josef Laumann.. Es sei  „höchste Zeit, dieses Leid wahrzunehmen sowie die Ursachen und die Umstände, unter den es zugefügt wurde, systematisch und umfassend zu erforschen und aufzuarbeiten“. Die Konstituierung des Runden Tisches sei „ein vielversprechender Anfang“. Die nächste Sitzung wird im September 2023 stattfinden.

Moderiert wird der Runde Tisch von Elisabeth Auchter-Mainz, der ehemaligen Opferschutzbeauftragten des Landes NRW. Sie zeigt sich laut einer Mitteilung nach der ersten Sitzung beeindruckt von dem klaren Willen aller Beteiligten, an gemeinsamen Lösungen zu arbeiten: „Die Schilderungen aus Betroffenenperspektive haben großes Mitgefühl für das erlittene Unrecht geweckt, aber zugleich auch das respektvolle Miteinander und den konstruktiven Austausch über Wege der Aufarbeitung gestärkt“, sagte sie. „Die Konstituierung des Runden Tisches stimmt mich zuversichtlich, dass die gemeinsamen Anstrengungen zu einem guten Ergebnis gebracht werden können.“

Aus der Perspektive der Betroffenen bekräftigt Detlef Lichtrauter, erster Vorsitzender des Vereins Aufarbeitung Kinderverschickungen-NRW e.V. (AKV-NRW e.V.), die Forderung nach einer unabhängigen wissenschaftlichen Aufarbeitung der Verschickung und den Folgen, die sich daraus ergeben. „Viele Betroffenen leiden noch heute unter den Folgen, die zum Teil jahrzehntelang ignoriert wurden. Deshalb muss der Runde Tisch auch über geeignete Therapieangebote sprechen“, so Lichtrauter

An der Konstituierung des Rundes Tisches Verschickungskinder im NRW-Landtag nahmen Vertreterinnen und Vertreter einer Reihe weiterer Institutionen teil. Dazu gehörten auch die beiden Landschaftsverbände, die kommunalen Spitzenverbände, die evangelische und die katholische Kirche, Sozialverbände und die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Außerdem sind die Ärztekammern, Krankenkassen, die Deutsche Rentenversicherung beteiligt. Das Land NRW ist mit dem Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) sowie dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKJFGFI) und dem Landesarchiv Nordrhein-Westfalen vertreten.

Laut einer Studie des NRW-Gesundheitsministeriums wurden allein in Nordrhein-Westfalen zwischen 1949 und 1990 Fahrten für über 2,1 Millionen Kinder in Kur- oder Erholungsheime organisiert. Die Zeitzeugenberichte wie Schläge, Essens- und Schlafentzug oder Essenszwang, Isolierung und Demütigung in den Kurheimen bezeichneten die Autoren der Studie grundsätzlich „als in hohem Maße glaubwürdig“.