Historiker: Verheiratete Priester waren selbstverständlich

Aus Sicht des Münsteraner Kirchenhistorikers Hubert Wolf wäre die Weihe verheirateter Männer zu Priestern in der katholischen Kirche kein Bruch mit kirchlicher Tradition.
Zürich – Aus Sicht des Münsteraner Kirchenhistorikers Hubert Wolf wäre die Weihe verheirateter Männer zu Priestern in der katholischen Kirche kein Bruch mit kirchlicher Tradition. "Wir stellen ein Konzept, das es schon gegeben hat, wieder her. Verheiratete Priester etwa waren in der Kirchengeschichte selbstverständlich", sagte er am Freitag im Interview mit dem Portal kath.ch. "Wenn es historisch plausibel begründbar ist, dann sehe ich keinen Grund, warum etwas, was 1000 Jahre gut war, jetzt plötzlich schlecht sein soll."

Hubert Wolf –Foto: Spernol

Aus Sicht des Münsteraner Kirchenhistorikers Hubert Wolf wäre die Weihe verheirateter Männer zu Priestern in der katholischen Kirche kein Bruch mit kirchlicher Tradition. „Wir stellen ein Konzept, das es schon gegeben hat, wieder her. Verheiratete Priester etwa waren in der Kirchengeschichte selbstverständlich“, sagte er am Freitag im Interview mit dem Portal kath.ch. „Wenn es historisch plausibel begründbar ist, dann sehe ich keinen Grund, warum etwas, was 1000 Jahre gut war, jetzt plötzlich schlecht sein soll.“

Wolf: Ortsbischöfen sollten „endlich mal Rückgrat zeigen“

Der Historiker und Priester sieht die Initiative nun vor allem bei den Ortsbischöfen. Diese sollten „endlich mal Rückgrat zeigen und mutig sein“, forderte Wolf. Statt Anfragen im Vatikan sollten sie direkt an den Papst schreiben und ihre Absicht erklären, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. In der Geschichte habe es immer wieder „gleichzeitig unterschiedliche Antworten auf die ein und dieselbe Frage“ gegeben, „ohne, dass dadurch die Einheit der Kirche in Gefahr geraten ist“, sagte Wolf. „Das ist durch und durch katholisch“.

Bei der Amazonas-Synode 2019 war Wolf von den brasilianischen Bischöfen eingeladen geladen, um mit ihnen Quellen zum Zölibat zu studieren. „Die sehr konservativen Bischöfe wollten wissen, ob verheiratete Priester neben zölibatär lebenden Priestern zur Tradition der Kirche gehören oder nicht. Das Zweite Vatikanische Konzil sagt, dass der Zölibat nicht zum Wesen des Priesters gehört und dass es neben den zölibatär lebenden Priestern auch verheiratete gibt“, so Wolf. Man habe sich die Praxis der orthodoxen Ostkirchen angeschaut oder auch, dass evangelische Geistliche nach ihrer Konversion einen Dispens aus Rom erhalten. 80 Prozent der Bischöfe sprachen sich für die Einführung verheirateter Priester im Amazonasgebiet aus.

„Debattierklub, der keinerlei rechtliche Kompetenzen hat“

Kritisch äußerte sich Wolf zum Reformprozess Synodaler Weg in Deutschland und warnte nach Abschluss des Projekts vor Frustration. Statt die von den Laien in Deutschland geforderten Reformen voranzubringen, sei die Synodalversammlung nur „ein Debattierklub, der keinerlei rechtliche Kompetenzen hat“, so der Historiker. „Die Bischöfe müssen ihre bischöfliche Macht anwenden, anstatt irgendwelche synodalen Prozesse vorzuschieben.“

kna