Auch nach der letzten Vollversammlung im deutschen Reformprozess Synodaler Weg gab es wieder mahnende Worte und Stoppsignale aus dem Vatikan. Doch die Mehrheit der Bischöfe will an den Reformforderungen festhalten.
Heidelberg/Münster – Den Reformprozess Synodaler Weg fortsetzen und im Vatikan besser erklären – dazu rufen der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und der Münsteraner Bischof Felix Genn, auf. „Ich sage Ihnen zu, wir gehen im Bistum Münster den weiteren Weg gemeinsam, und ich gehe ihn gemeinsam mit Ihnen“, versprach Genn am Freitag bei der Sitzung des Diözesanrates.
Genn: Die meisten Beschlüsse des Synodalen Weges liegen in unseren Händen
Die deutschen Katholiken dürften „nicht nur auf Rom schauen, sondern die meisten der Beschlüsse des Synodalen Weges liegen in unseren Händen, wo wir als Ortskirche handeln können“, sagte Bätzing der Heidelberger „Rhein-Neckar-Zeitung“ (Samstag). Es gebe aber natürlich auch Beschlüsse, die man nur mit der Weltkirche zusammen realisieren könne: „Dazu wird hoffentlich die Weltsynode im Oktober 2023 ihren Beitrag leisten können.“
Bätzing nannte den Reformprozess der Kirche in Deutschland eine Erfolgsgeschichte. Allein die Tatsache, dass die Laien bereit gewesen seien, „nach dieser bestürzenden Missbrauchsstudie“ mit Bischöfen gemeinsam einen Weg der Erneuerung und Umkehr zu gehen, sei ein Erfolg.
Hürden überwunden und Reformen umgesetzt
Man sei zusammengeblieben, habe Hürden überwunden und auch schon Reformen umgesetzt, fügte der Limburger Bischof hinzu. Unter anderem bekenne sich die Kirche in ihrem neuen Arbeitsrecht zur Vielfalt: „Die Menschen unterschiedlichster Herkunft und unterschiedlichster sexueller Identität sowie Lebensformen sind wertvoll.“
Die Gefahr einer Spaltung oder eines deutschen Sonderwegs sieht er nicht: „Wer von Spaltung spricht, verspricht sich etwas davon. Der will im Grunde die Reformbemühungen, die von so vielen Menschen erwartet und getragen werden und die Erneuerung und Umkehr der Kirche zum Ziel haben, kleinreden.“
Die Kirche in Deutschland sei mit all ihren Bemühungen um einen Kulturwandel nicht alleine, so Bätzing weiter: „Wir hörten gerade bei der letzten Synodalversammlung aus Australien und aus Lateinamerika dieselben Töne.“ Die Einheit mit der weltweiten katholischen Kirche gefährden wolle „ganz bestimmt niemand“.
Bätzing will Brücken bauen
Er habe mehrfach auch mit dem Papst darüber gesprochen, berichtete der Bischof: „Für ihn ist der Synodale Weg in Deutschland zu parlamentarisch ausgerichtet.“ Daher wolle Bätzing weiter im Dialog „Brücken bauen und in Rom erklären, was wir wann und wie im Synodalen Weg beschlossen haben. Und ich möchte dies gemeinsam mit der Präsidentin des Zentralkomitees der Katholiken ZdK tun.“
Genn erinnerte an den Ausgangspunkt des Prozesses und sein Ziel, nämlich durch Veränderungen sexuellen Missbrauch im Raum der Kirche zu verhindern: „Es war richtig, dass wir diesen Weg gegangen sind.“ Zugleich räumte er Fehler ein. Insbesondere sei es nicht gelungen, in Rom und der Weltkirche deutlich zu machen, „was wir wollen und worum es uns auf dem Synodalen Weg geht“.
Das gelte auch für den vorgesehenen Synodalen Rat. In Rom gebe es die Sorge, die deutschen Bischöfe würden „ihre Letztverantwortung für Glaube, Sitte und Recht abgeben wollen“. Darum gehe es aber gar nicht, so Genn. Ziel sei es vielmehr, einen guten Weg des Miteinanders von Bischöfen und Nicht-Bischöfen zu finden.