Der Augsburger Bischof Bertram Meier fordert von Gläubigen mehr Sichtbarkeit. „Die Menschen von heute wollen etwas ‚sehen‘ von unserem Glauben.“
Augsburg – Der Augsburger Bischof Bertram Meier fordert von Gläubigen mehr Sichtbarkeit. „Die Menschen von heute wollen etwas ‚sehen‘ von unserem Glauben. Sie wollen ‚sehen‘, ob wir das leben, was wir lehren“, sagte Meier laut Manuskript am Samstagabend in Augsburg. „Sie wollen ‚sehen‘, ob wir glaubwürdig sind. Mindestens so wichtig wie die Rechtgläubigkeit ist die Glaubwürdigkeit“, ergänzte der Bischof. Meier äußerte sich beim 60. Stiftungsfest der katholischen Studentenverbindung Algovia Augsburg.
Meier: „Die Kirche muss raus! Hin zu den Menschen“
Die Berufung der Kirche liegt Meier zufolge darin, „in den Stürmen des Lebens eine Arche zu sein, deren Tore weit offenstehen, wo Menschen Wärme und Geborgenheit finden, gerade auch diejenigen, deren Leben anders ist, als es unsere Normen vorschreiben, oder deren Biografien Brüche aufweisen“. Der Bischof folgerte: “Die Kirche muss raus! Hin zu den Menschen, besonders zu denen am Rande der Gesellschaft, um Gottes Liebe in Wort und Tat zu bezeugen.”
Die “Krankheit der Kirche” habe in den vergangenen Jahren vor allem in ihrer Bequemlichkeit und Verschlossenheit gelegen. “Wo ist der Schwung geblieben, mit dem die Jünger einst Jesus gefolgt sind? Was wurde aus dem Feuer der Begeisterung, mit dem die Apostel an den Start gingen? Diesen Fragen müssen wir uns ehrlich stellen, wenn Kirche zukunftsfähig sein will, anstatt egozentrisch um sich selbst zu kreisen und irgendwann als ‘trauriger Rest’ zu verkümmern.”
Meier rief dazu auf, als Kirche “die Segel neu zu setzen”. Er warnte: “Das heißt aber nicht, das ‘Schiff der Kirche’ durch eine bessere ‘Motorisierung’ im Sinne einer gesteigerten Zahl an Veranstaltungen und Events retten zu wollen. Erhöhte Betriebsamkeit und blinder Aktionismus würden das Problem nur vertiefen.”
Auf den Kern besinnen
Vielmehr gelte es, sich auf den eigenen Kern zu besinnen: “Die Kirche ist gegründet auf Jesus Christus, den Sohn Gottes.” Der Bischof fügte hinzu: “Der Glaube, dass es einen Gott gibt, der uns nicht nur erschaffen hat, sondern der uns als seine Kinder ansieht und ausnahmslos liebt, spendet seit Jahrhunderten den Traurigen Trost, ermutigt die Ängstlichen und stärkt die Schwachen. Menschen finden eine Perspektive in ihrem Leben und können auch Leid und Not dieser Welt besser ertragen.”