Verhärtete Fronten bei Debatte zu Reformen in der Kirche

Nun liegen die Karten auf dem Tisch. Vier Bischöfe haben bei den Beratungen über Reformen in der Kirche in Deutschland die Notbremse gezogen. Sie wollen sich stärker am Vatikan orientieren. Das wird Folgen haben.

Nun liegen die Karten auf dem Tisch. Vier Bischöfe haben bei den Beratungen über Reformen in der Kirche in Deutschland die Notbremse gezogen. Sie wollen sich stärker am Vatikan orientieren. Das wird Folgen haben.

Bischof Georg Bätzing; Foto: Bistum Limburg

In der Debatte über Reformen in der Kirche in Deutschland verhärten sich die Fronten. Am Dienstag wurde bekannt, dass vier Bischöfe den Fortgang der beim Synodalen Weg geführten Diskussionen vorerst ausbremsen. Die Bischofskonferenz muss nun nach einer anderen Finanzierung für den geplanten Synodalen Ausschuss suchen. Vertreter der katholischen Laien warfen den Bischöfen Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Stefan Oster (Passau), Rudolf Voderholzer (Regensburg) und Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln) daraufhin vor, den Ernst der Lage zu verkennen.

Hanke, Oster, Voderholzer und Woelki sind gegen eine Finanzierung des Synodalen Ausschusses über den Verband der Diözesen Deutschlands (VDD). Sie verweisen auf Vorbehalte aus dem Vatikan: Der Plan, jetzt schon ein solches Gremium in Deutschland zu organisieren, stehe gegen die klare Weisung von Papst Franziskus.

Im Synodalen Weg hatten Bischöfe und Laien in Deutschland seit Dezember 2019 als Konsequenz aus den Missbrauchsskandalen über Reformen gesprochen. Es ging unter anderem um mehr Kontrolle bischöflicher Macht, Frauenrechte und einen angemessenen Umgang mit der Vielfalt geschlechtlicher Identitäten. Der Reformprozess soll über einen Zwischenschritt in Gestalt eines Synodalen Ausschusses 2026 in einen dauerhaften Synodalen Rat münden. In diesem Gremium sollen Bischöfe und Laien gemeinsam beraten und auch entscheiden.

Weil die Mittelvergabe über den VDD einstimmig erfolgen muss, werde nun nach alternativen Finanzierungsmodellen gesucht, erklärte die Deutsche Bischofskonferenz nach einer Sitzung des Ständigen Rates der Bischöfe in Berlin.

Die vier Bischöfe, die nicht mitmachen, wollen zunächst die Ergebnisse der Weltsynode im Oktober 2023 und Oktober 2024 im Vatikan abwarten. Die bereits beschlossenen Texte des deutschen Synodalen Weges sollten ins Gespräch mit Rom und in den vom Papst initiierten Synodalen Prozess der Weltkirche eingebracht werden. So sei es auch beim Ad-limina-Besuch der Bischöfe in Rom im November vergangenen Jahres vereinbart worden. Die Einrichtung eines neuen Gremium habe dabei zu keiner Zeit zur Debatte gestanden.

Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, betonte dagegen: „Die heute aus dem Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz bekanntgegebene Tatsache, dass vier Bischöfe den weiteren Gang nicht mitfinanzieren möchten, kann uns von Reformen nicht abhalten.“ Sie gehe davon aus, dass die erste Sitzung des Synodalen Ausschusses wie vorgesehen am 10. und 11. November stattfinde.

Die Frauenverbände KfD und KDFB zeigten sich „ratlos über Blockadehaltung und Realitätsverweigerung“. Die Bewegung Maria 2.0 regte an, dass die katholischen Laien auf Abstand zu den Bischöfen gehen: „Die Weigerung, unsere Steuergelder zur Finanzierung der Umsetzung von gemeinsam gefassten Beschlüssen zu nutzen, sollte doch endlich Anlass sein, sich zu emanzipieren.“

Offen ist einstweilen, was das Sondervotum der vier Bischöfe für die weitere Arbeit des VDD bedeutet. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller erkannte in dem Schritt eine „offene Kriegserklärung“. Es bestehe die große Gefahr, dass der Dachverband künftig dafür benutzt werden könne, Unstimmigkeiten über den künftigen Kurs der Kirche auszutragen, sagte er dem Portal Kirche + Leben.

Von Joachim Heinz (KNA)