Wegen Vertuschung verschwinden Bischofsnamen – Infotafel an Grab

An Fehler früherer Bischöfe im Umgang mit Missbrauch erinnert künftig eine Hinweistafel in der Krypta im Paderborner Dom.
Wegen Vertuschung verschwinden Bischofsnamen - Infotafel an Grab

Der Paderborner Dom (Foto: pixabay)

An Fehler früherer Bischöfe im Umgang mit Missbrauch erinnert künftig eine Hinweistafel im Paderborner Dom. Diese soll in der Krypta auf Verfehlungen der dort bestatteten ehemaligen Erzbischöfe Lorenz Jäger und Johannes Joachim Degenhardt aufmerksam machen. In Trier soll der nach dem früheren Bischof Bernhard Stein (1903-1993) benannte Platz den neuen Namen „Platz der Menschenwürde“ bekommen. Und im westfälischen Ahaus will die Caritas die Bezeichnung für ihr Bischof-Tenhumberg-Haus ändern – wie im Fall von Stein wegen Vertuschung.

Laut einer Sprecherin des Erzbistums Paderborn sieht die Vereinbarung von Domkapitel und Betroffenenrat folgenden Text vor: „Die hier beigesetzten Erzbischöfe haben während ihrer Amtszeit aus heutiger Sicht schwere Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch begangen. Allzu oft haben sie Schutz und Ansehen der Institution und der Täter über das Leid der Betroffenen gestellt. In Kürze werden Sie über einen QR-Code hier in der Grablege weitere Informationen erhalten.“

Laut dem Zwischenergebnis einer Studie zu sexuellem Missbrauch im Erzbistum haben Jaeger (Amtszeit 1941-1973) und Degenhardt (1974-2002) gravierendes Fehlverhalten im Umgang mit Missbrauchstätern unter den Geistlichen gezeigt. Die Kardinäle hätten Beschuldigte geschützt und ihnen teils auch schriftlich ihr Mitgefühl bekundet. Betroffenen gegenüber hätten sie dagegen keine Fürsorge gezeigt.

Die Tafel soll ab 16. Juli zu sehen sein, wenn die neugestaltete Krypta nach dreijähriger Planungs- und Bauzeit wieder eröffnet wird. Der QR-Code soll zu einer Internetseite führen, die neben den Versäumnissen der beiden früheren Erzbischöfe auch Informationen zu deren Lebensleistung abbildet.

Die Umbenennung in Trier ist ebenfalls wegen einer Studie geplant, die Stein für seine Amtszeit (1967-1980) nachweist, vom Missbrauch an Kindern gewusst und Täter geschützt zu haben. Der Stadtrat beschloss die Umbenennung jüngst nach einer kontroversen Diskussion. Die Vorlage, wieder die alten Bezeichnungen „Windstraße“ und „Hinter dem Dom“ zu wählen, wurde abgelehnt. Missbrauchsbetroffene hatten diesen Vorschlag als ein „Unsichtbarmachen“ der Geschehnisse kritisiert. Die Mehrheit im Stadtrat unterstützte die Neubenennung in „Platz der Menschenwürde“, um so „Wertschätzung und Solidarität mit den Opfern“ auszudrücken.

Kurz darauf teilte die Stadt mit, es seien rechtliche Schritte gegen die Umbenennung eingeleitet worden. Daher liege diese nun vorerst auf Eis.

In Ahaus soll ein Haus für 25 Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen ab 1. September nicht mehr Bischof-Tenhumberg-Haus heißen, sondern den Namen des in der NS-Zeit amtierenden Kardinals Clemens August von Galen tragen. Auch Heinrich Tenhumberg (1969-1979) wird wie anderen früheren Münsteraner Bischöfen in einer Studie eine „klerikale Vertuschungsgeschichte“ attestiert. Dagegen habe sich von Galen, von 1933 bis 1946 Bischof von Münster, offensiv für Menschen mit Behinderungen eingesetzt, so der Caritasverband Ahaus-Vreden. Der Bischof wurde vor allem durch sein öffentliches Auftreten gegen die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ in der NS-Zeit bekannt und 2005 seliggesprochen.

kna