Deutlicher Anstieg von Wohnungslosigkeit in NRW

Die Zahl der Wohnungslosen in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen.
Deutlicher Anstieg von Wohnungslosigkeit in NRW

Symbolbild von Manuel Alvarez auf Pixabay

Die Zahl der Wohnungslosen in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr sprunghaft angestiegen. Zum Stichtag 30. Juni 2022 waren 78.350 Menschen wohnungslos, wie das NRW-Sozialministerium am Freitag mitteilte. Das sind rund 62 Prozent oder 30.000 Personen mehr als im Vorjahr. Die hohe Zahl hänge nach Expertenmeinung vor allem mit dem russischen Angriffskrieg und den Geflüchteten aus der Ukraine zusammen. Diese kämen in Landesunterkünften, kommunalen Einrichtungen oder privat unter und seien zugleich in der Statistik erfasst.

Zuvor war die Zahl der wohnungslosen Menschen 2021 erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen 2011 leicht rückläufig. Die Statistik erfasst Betroffene, die bei Kommunen oder Wohlfahrtsverbänden bekannt sind. Demnach haben die Kommunen im vergangenen Jahr 63.555 Wohnungslose in Normalwohnungen, Obdachlosenunterkünften und ähnlichen Einrichtungen untergebracht. Die freien Träger der Wohnungslosenhilfe betreuten weitere 14.795 Personen.

Rund ein Viertel (27,1 Prozent) der erfassten Wohnungslosen und somit etwas mehr als in den Vorjahren sind laut Statistik Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Zwei Drittel der Erwachsenen hatten eine nichtdeutsche Staatsangehörigkeit. 56,8 Prozent der Betroffenen und damit gut 8 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr waren männlich. Das sei wohl darauf zurückzuführen, dass die Mehrheit der aus der Ukraine Geflüchteten Frauen sind, hieß es.

Auch wenn der Anstieg der Wohnungslosenzahl zu erklären sei, müsse er zu denken geben, sagte Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Wohnungslosigkeit ist für mich nach Hunger die schlimmste Form von Armut. Wohnungslosigkeit ist in einer von Wohlstand geprägten Gesellschaft wie der unseren nur schwer auszuhalten.“

Das Ministerium betonte, dass für die Wohnungsloseninitiative des Landes „Endlich ein Zuhause“ in diesem Jahr 15,66 Millionen Euro zur Verfügung stünden. Das Geld fließe unter anderem in sogenannte Kümmerer-Projekte, bei denen Fachkräfte der Sozialarbeit und des Immobilienbereichs bei der Wohnungssuche helfen oder drohenden Wohnungsverlust abwenden. Seit 2018 fanden so den Angaben zufolge rund 7.600 Betroffene ein neues Zuhause, darunter 1.382 Familien mit Kindern und 331 ehemals Obdachlose von der Straße.

kna