Fast 70 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland sehen ihre Existenz gefährdet und sieht die anstehende Krankenhausreform mit großer Skepsis.
Berlin – Fast 70 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland sehen ihre Existenz gefährdet. Der weit überwiegende Teil blickt pessimistisch in die Zukunft und sieht die anstehende Krankenhausreform mit großer Skepsis. Das ist das Ergebnis einer am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).
Besonders dramatisch schätzen die Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Perspektive ein. 69 Prozent der Kliniken sehen ihre Existenz kurz- und mittelfristig gefährdet, fast kein Krankenhaus kann seine Ausgaben aus den laufenden Einnahmen decken. Große Zweifel hegen die Kliniken daran, dass die Krankenhausreform in wesentlichen Feldern Verbesserung bringen würde. Nur 11 Prozent erwarten, dass sie durch die Krankenhausreform mehr Personal gewinnen können.
Immerhin begrüßt die Mehrheit der Krankenhäuser, dass die Fallpauschalen durch Vorhaltepauschalen ergänzt werden sollen. Keinerlei Hoffnungen setzen die Krankenhäuser in die Versprechen des Bundesgesundheitsministers, die Reform werde für weniger Bürokratie und weniger wirtschaftlichen Leistungsdruck sorgen. Zwei Drittel halten die Ankündigung der „Entökonomisierung“ für ein leeres Versprechen, und sogar 91 Prozent erwarten keinerlei Entlastung bei der Bürokratie.
Der Vorstandsvorsitzende der Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sprach mit Blick auf die Umfrage von einem Weckruf für den Bundesgesundheitsminister. Karl Lauterbach müsse schnell handeln und die Kliniken mit einem Inflationsausgleich von den extrem gestiegenen Kosten zu entlasten, die sie selbst nicht mehr tragen könnten. „Wir machen uns daher vor allem Sorgen um die kommenden Jahre, in denen die Reform noch nicht greifen wird. Es bleibt fraglich, wie viele Krankenhäuser die Reform unter den jetzigen schweren wirtschaftlichen Bedingungen überhaupt erleben werden.“
Auch Gaß zeigte sich skeptisch, dass sich die Personalsituation verbessern werde. Wenn Krankenhäuser regional schließen müssten, zögen die Pflegekräfte im Regelfall nicht einfach wie ein Wanderzirkus in das nächste große Krankenhaus weiter. „Bisherige Schließungen von Standorten haben gezeigt, dass sich die Pflegekräfte vielmehr neue Arbeitgeber in der Nähe ihres Wohnortes suchen.“
An keiner Stelle seien in den Eckpunkten konkrete Maßnahmen zur Entbürokratisierung beschlossen worden, fügte der Krankenhauschef hinzu. „Pflegekräfte müssen heute drei Stunden ihres Arbeitstages mit Dokumentationsarbeiten verbringen. Das zeigt, welch enormes Arbeitskräftepotential konsequente Entbürokratisierung freisetzen könnte.“