Bundesagentur-Chefin Nahles gegen “Handschellen” bei KI-Nutzung

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Die Bundesagentur für Arbeit nutzt nach Angaben ihrer Vorstandsvorsitzenden Andrea Nahles Künstliche Intelligenz.
Bundesagentur-Chefin Nahles gegen "Handschellen" bei KI-Nutzung

Andrea Nahles –Foto: Bundesagentur für Arbeit

Die Bundesagentur für Arbeit nutzt nach Angaben ihrer Vorstandsvorsitzenden Andrea Nahles Künstliche Intelligenz (KI). “Wir setzen zum Beispiel einfache Chatbots ein, die durch unsere Antragsstrecken führen”, sagte Nahles im Magazin chrismon. Die Familienkasse nutze außerdem KI zum Erkennen von Studienbescheinigungen. Zugleich beklagte Nahles, dass einige mögliche KI-Anwendungen für die Bundesagentur nicht erlaubt seien: “Öffentliche Verwaltungen tragen Handschellen, wenn es um die Nutzung neuer Technologien geht. Wir wollen diese Ketten gerne sprengen.”

Als Beispiel für Beschränkungen nannte die 53-jährige frühere Bundesarbeitsministerin das Reisekostenabrechnungssystem. Die Bundesagentur habe zwar einen fertig programmierten Datenverarbeitungsprozess, der maschinelles Lernen nutze. Dabei gebe man zum Beispiel Reisekosten ins System ein “und es spuckt eine Abrechnung aus, ohne dass ein Mensch daran beteiligt ist”. Nahles schränkte ein: “Wir dürfen sie nur nicht nutzen.” Denn laut Gesetz müsse man bei Auszahlungen das Vieraugenprinzip walten lassen. “Ich kann natürlich zusätzlich zwei Menschen drübergucken lassen, aber dann beschleunigt sich nichts”, so Nahles.

Die Behördenchefin ging auch auf den mittelfristig bevorstehenden Verlust von Zehntausenden Mitarbeitern der Bundesagentur für Arbeit ein: “Wir haben 113.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verlieren in den nächsten zehn Jahren 40.000 unter anderem durch Fluktuation und den Wechsel in den Ruhestand.” In einigen Jobcentern in Großstädten könne die Arbeitsagentur jetzt schon viele Stellen nicht mehr besetzen.

Eine Antwort auf die Fachkräftelücke sei daher die Automatisierung und Digitalisierung der Prozesse. Bislang dürfe die Arbeitsagentur “auf E-Mails nicht antworten, wir müssen einen Brief schreiben”. Kunden könnten zwar schon heute wesentliche Dienstleistungen mit dem Smartphone erledigen. Die “BA-mobil”-App könnte aber deutlich mehr als die bisher knapp 190.000 Nutzer haben, so Nahles. Das Identifizierungsverfahren sei jedoch so aufwendig, “dass die Leute abbrechen, bevor sie zum Ende gekommen sind”.

Auf die Frage, wer sich Sorgen machen müsse, dass KI seinen Job ersetzt, sagte Nahles: “Reine Kassiererinnen, die vor allem an der Kasse sitzen, wird es wahrscheinlich irgendwann nicht mehr geben.” Die Kassiererin habe jedoch auch eine soziale Funktion. “Daher hoffe ich auch, dass sie nicht ganz verschwindet.”

kna