Das Erzbistum Philadelphia zahlt einem mutmaßlichen Missbrauchsopfer 3,5 Millionen Dollar und wendet damit einen Gerichtsprozess ab.
Philadelphia – Das Erzbistum Philadelphia zahlt einem mutmaßlichen Missbrauchsopfer 3,5 Millionen Dollar und wendet damit einen Gerichtsprozess ab. Wie die Zeitung The Philadelphia Inquirer (Mittwoch Ortszeit) berichtet, soll der damals 14-jährige Junge vor knapp 20 Jahren von einem Priester der Erzdiözese nach der Beichte zur „Buße“ vergewaltigt worden sein. Der Täter habe seinem Opfer eingeschärft, mit niemandem darüber zu sprechen, ansonsten drohe ewige Verdammnis.
Die Anwälte des Opfers werfen der römisch-katholischen Erzdiözese vor, seit Jahren von einschlägigen Vorwürfen gegen den Geistlichen gewusst zu haben, ihn jedoch weiter im Schuldienst und in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen belassen zu haben. Laut „Inquirer“ wurden seit 2011 mehrfach Vorwürfe bezüglich sexueller Übergriffe gegen den Priester erhoben, die jeweiligen kirchlichen Untersuchungen hätten diese jedoch nicht erhärtet. Der beschuldigte Geistliche starb 2018 im Alter von 74 Jahren; er war 2011 in die Verwaltung versetzt worden.
Die Erzdiözese Philadelphia hat wegen Missbrauchsklagen bislang nach eigenen Angaben 78,5 Millionen US-Dollar an 438 Personen gezahlt. Gesetzesänderungen, die Verjährungsfristen bei sexueller Gewalt aufheben, könnten künftig etliche US-Diözesen in den Konkurs treiben. Wegen Hunderter kostspieliger Missbrauchsklagen hatte das kalifornische Bistum Oakland im Mai offiziell Insolvenz angemeldet. Auch die Bistümer San Diego und Sacramento kündigten einen solchen Schritt an.