Kirchen: Mehr staatliches Wächteramt im Kampf gegen Missbrauch

Für eine bessere Aufarbeitung und Intervention bei sexuellem Missbrauch von Kindern fordern Kirchenvertreter mehr staatliches Engagement.
Düsseldorf – Für eine bessere Aufarbeitung und Intervention bei sexuellem Missbrauch von Kindern fordern Kirchenvertreter mehr staatliches Engagement. Kirchen wie andere Institutionen müssten dabei von außen begleitet werden, sagte der Leiter des Evangelischen Büros Nordrhein-Westfalen, Rüdiger Schuch, am Donnerstag bei einer Anhörung im Düsseldorf Landtag zu Gewalt im kirchlichen Raum. Dauerhaft könnten die Kirchen dies mit ihren eigenen Interventionsbeauftragten nicht leisten.

Der Landtag in Düsseldorf (Foto: © Tupungato – Dreamstime.com)

Für eine bessere Aufarbeitung und Intervention bei sexuellem Missbrauch von Kindern fordern Kirchenvertreter mehr staatliches Engagement. Kirchen wie andere Institutionen müssten dabei von außen begleitet werden, sagte der Leiter des Evangelischen Büros Nordrhein-Westfalen, Rüdiger Schuch, am Donnerstag bei einer Anhörung im Düsseldorf Landtag zu Gewalt im kirchlichen Raum. Dauerhaft könnten die Kirchen dies mit ihren eigenen Interventionsbeauftragten nicht leisten.

Trotz professioneller Konzepte der Bistümer und Landeskirchen blieben deren jeweilige Beauftragte bezahlte Angestellte ihrer Kirche, räumten auch der Interventionsbeauftragte des Bistums Essen, Simon Friede, und die Leiterin der Fachstelle “Aktiv gegen sexualisierte Gewalt” der Diakonie Deutschland, Marlene Kowalski, ein. Das mehrfach geforderte Wächteramt des Staates müsse sich auch mit eigenen unabhängigen Ansprechstellen und Beauftragten zeigen.

“Der Staat ist verantwortlich, weil er die Institutionen vielfach beauftragt hat. Er muss seinem Wächteramt besser nachkommen”, betonte Christine Bergmann von der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs bei der Bundesregierung.

Der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, plädierte für staatlich vorgegebene allgemeine Mindeststandards bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt. So könnten einerseits institutionsübergreifend generelle Risikofaktoren und Probleme erhoben werden, aber auch solche, die für bestimmte Organisationen wie etwa Kirchen spezifisch sind. Andererseits müsse nicht jede Organisation jeweils erklären, warum sie ihre Studie so und nicht anders anlegt.

Präventionsarbeit braucht nach Aussage von Katja Birkner vom Katholischen Büro Düsseldorf vielfach neue Impulse. Nach mittlerweile gut zwölf Jahren Erfahrung stecke diese Arbeit “gewissermaßen in der Pubertät”. Vielfach lasse das Interesse nach oder es gebe Rückfragen zum betriebenen Aufwand. Deswegen sei nach wie vor Überzeugungsarbeit nötig. Zudem müssten die Familien der in den Einrichtungen und Verbänden betreuten Kinder besser über die Präventionsarbeit informiert werden. Die Experten äußerten sich bei einer öffentlichen Anhörung der Kinderschutzkommission des NRW-Parlamemts.

kna