An der Seligsprechung der polnischen Familie Ulma, die im Zweiten Weltkrieg Juden vor den deutschen Besatzern versteckte und deshalb ermordet wurde, wird auch Polens Oberrabbiner Michael Schudrich teilnehmen.
Warschau – An der Seligsprechung der polnischen Familie Ulma, die im Zweiten Weltkrieg Juden vor den deutschen Besatzern versteckte und deshalb ermordet wurde, wird auch Polens Oberrabbiner Michael Schudrich teilnehmen. Die Seligsprechung der neun Familienmitglieder durch die katholische Kirche am 10. September sehe er „sehr positiv“, sagte Schudrich der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI (Donnerstag).
Sie hätten 1944 ihr Leben für den Versuch gegeben, Juden vor dem Tod zu retten. „Dies ist ein sehr wichtiger Schritt der Kirche – den Gläubigen zu zeigen, wie sie handeln sollen, nicht nur in Zeiten des Holocaust, nicht nur gegen Antisemitismus, sondern gegenüber allen Menschen, unabhängig von Herkunft oder Nationalität“, so Schudrich.
Der Bauer Jozef Ulma, seine im siebten Monate schwangere Frau Wiktoria sowie die sechs Kinder im Alter von eineinhalb bis acht Jahren hatten auf ihrem Bauernhof Juden vor den Nazis versteckt und wurden deswegen am 24. März 1944 erschossen. Die Seligsprechungsmesse im einstigen Wohnort der Ulmas, dem Dorf Markowa im Südosten Polens unweit der Grenze zur Ukraine, wird der Leiter der Vatikanbehörde für Heiligsprechungen, Kardinal Marcello Semeraro, feiern. Das Leben der Ulmas sei ein Vorbild für das Christentum, sagte Kardinal Semeraro der KAI. Papst Franziskus hatte im Dezember den Märtyrertod des Ehepaares und ihrer sieben Kinder anerkannt.
Die Familie hatte eineinhalb Jahre lang acht Juden und Jüdinnen auf ihrem Bauernhof versteckt und sie so vor der Deportation in ein Vernichtungslager geschützt. Verraten haben soll sie ein Mann aus einer Nachbarstadt. Die Polizisten ermordeten die acht Juden und Jüdinnen noch vor der Familie Ulma. Am Nachmittag des 10. September ist ein multireligiöses Gebet auf dem Friedhof geplant, auf dem sie begraben wurden.
Die Ulmas gelten in Polen als Symbol der Hilfe für Juden und des Märtyrertums während der deutschen Besatzung. 2016 eröffnete Staatspräsident Andrzej Duda in Markowa ein Familie-Ulma-Museum zu Ehren aller Polen, die Juden vor dem Holocaust retteten. Seit 2018 ist der Jahrestag der Ermordung der Familie Ulma ein nationaler Gedenktag für die polnischen Judenretter. Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem verlieh den Ulmas 1995 den Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“.