Die Schweizer Bischofskonferenz zeigt sich entsetzt über die Ergebnisse der Pilotstudie der Uni Zürich zu sexuellem Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche.
Zürich – Die Schweizer Bischofskonferenz zeigt sich entsetzt über die Ergebnisse der Pilotstudie der Uni Zürich zu sexuellem Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche. Die Ergebnisse zeigten Abgründe auf, so der Vorsitzende, Bischof Felix Gmür, am Dienstag in der offiziellen Erklärung der Schweizer Bischofskonferenz.
„Zu viele kirchliche Führungspersonen haben jahrzehntelang verantwortungslos gehandelt“, räumt Gmür ein. „Sie haben die Betroffenen nicht ernstgenommen und die Täter geschützt. Sie standen auf der falschen Seite. Sie standen auf der Seite der Täter statt an der Seite der Betroffenen.“ Diese Schuld könne nicht einfach weggewischt werden.
„Hinter jeder Zahl steht ein Mensch, ein Gesicht, ein Leben, das zerstört wurde“, so der Bischofskonferenzvorsitzende. „Hinter jeder Zahl steht unermessliches Leid, das nicht erkannt, nicht anerkannt, das verharmlost, verschwiegen und vertuscht wurde. Hinter jeder Zahl steht eine Familie, ein Umfeld, das gelitten hat und noch immer leidet.“ Die Mitglieder der Bischofskonferenz anerkennten dieses Leid und die Schuld der Kirche. Sie wollten alles Menschenmögliche unternehmen, „damit die Betroffenen Gerechtigkeit erfahren und sexuelle Missbräuche in Zukunft verhindert werden“.
Verantwortung zu übernehmen für Verhalten in der Vergangenheit bedeute auch konkrete Maßnahmen in der Gegenwart, so Gmür. Die Mitglieder der Bischofskonferenz hätten gemeinsam mit den kantonalen Körperschaften und Ordensgemeinschaften beschlossen, unabhängige Meldestellen zu schaffen und zu finanzieren. Auch versprach er eine Professionalisierung des Personalwesens und der Personalauswahl. Künftig müssten alle Kandidatinnen und Kandidaten für eine Ausbildung in der Seelsorge einheitliche psychologische Tests durchlaufen.
Mindestens 921 Personen sind im Umfeld der katholischen Kirche der Schweiz Betroffene sexuellen Missbrauchs gewesen. Die Verfasser der am Dienstag vorgestellten Pilotstudie des Historischen Seminars der Universität Zürich gehen jedoch davon aus, dass dies wohl nur „die Spitze des Eisbergs“ sei. Identifiziert wurden seit Mitte des 20. Jahrhunderts 1.002 Fälle und 510 Beschuldigte. Das Spektrum reiche von „problematischen Grenzüberschreitungen bis hin zu schwersten, systematischen Missbräuchen, die über Jahre hinweg andauerten“, hieß es.