Friedensbeauftragter des Papstes kritisiert Grenzzaun zu Belarus

Für den Frieden in der Welt müssen nach Auffassung von Kardinal Matteo Zuppi verstärkt Mauern abgebaut werden.
Friedensbeauftragter des Papstes kritisiert Grenzzaun zu Belarus

Matteo Zuppi –Foto: © Marco Iacobucci | Dreamstime.com<

Für den Frieden in der Welt müssen nach Auffassung von Kardinal Matteo Zuppi verstärkt Mauern abgebaut werden. „Sie schaffen mehr Probleme, als sie lösen“, erklärte der Friedensbeauftragte von Papst Franziskus am Montag in Berlin. So nannte er bei einem internationalen Friedenstreffen der christlichen Gemeinschaft Sant’Egidio die Situation am polnischen Grenzzaun zu Belarus „untragbar“.

Der Zaun soll vor allem verhindern, dass Flüchtlinge unkontrolliert in die EU einreisen. Um dies dennoch zu erreichen, harren sie teilweise lange unter provisorischen Lebensbedingungen in den belarussischen Grenzwäldern aus. Solche Mauern führten „immer zu sehr viel Leid“, betonte Zuppi, der auch Erzbischof von Bologna und Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ist.

Mauern würden schnell gebaut, doch es dauere oft Jahrzehnte, sich davon zu befreien, so Zuppi. Eine ihrer schlimmsten Folgen sei, dass sie einen Dialog der Menschen auf beiden Seiten erschwerten. Deshalb sei es dringend notwendig, Alternativen zu solchen Mauern zu suchen. Dabei müssten zunächst die unsichtbaren Mauern in den Köpfen abgebaut werden, sagte der Kardinal.

Zu weiteren Vermittlungsinitiativen von Papst Franziskus im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine äußerte sich Zuppi auf Nachfrage nicht. Er betonte jedoch, der Papst sei „ein unverbesserlicher Träumer, der alles tut, um Krieg unmöglich zu machen“. Im Auftrag von Franziskus versuchte Zuppi bereits, im Krieg zwischen Russland und der Ukraine zu vermitteln.

Das Forum bei dem Friedenstreffen stand unter dem Thema „Keine Mauer steht ewig“. Zur Sprache kamen auch die israelischen Sperranlagen zum Westjordanland, die vor Terrorangriffen schützen sollen. Der Historiker Peter Brandt (Hagen) betonte, solche Mauern sei auch eine Folge der inneren Verhältnisse in den Ländern, die sie errichten. Der Abbau sei deshalb vor allem eine Sache der Bürgerinnen und Bürger dieser Länder.

Zu dem gut zweitägigen Friedenstreffen werden rund tausend Teilnehmende erwartet, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Gäste aus über 30 Ländern. In 20 Foren geht es um Themen wie die Umweltkrise, Migration, interreligiösen Dialog, Demokratie, Globalisierung, Abrüstung und Künstliche Intelligenz. Das Treffen endet am Dienstagabend mit einer Friedenskundgebung am Brandenburger Tor.

kna