Unicef: Dreimal mehr Flüchtlinge auf dem Mittelmeer verschollen

Deutlich mehr unbegleitete Kinder und Jugendliche haben nach Unicef-Angaben in diesem Sommer die Fluchtroute über das Mittelmeer benutzt als noch im Vorjahr.
Unicef: Dreimal mehr Flüchtlinge auf dem Mittelmeer verschollen

Seenotretter –Symbolfoto: Flavio Gasperin/_SOS MEDITERRANEE

Deutlich mehr unbegleitete Kinder und Jugendliche haben nach Unicef-Angaben in diesem Sommer die Fluchtroute über das Mittelmeer benutzt als noch im Vorjahr. Mit mehr als 11.600 zwischen Januar und September hat sich deren Zahl im Vergleich zu 2022 um rund 60 Prozent erhöht, wie das UN-Kinderhilfswerk am Freitag mitteilte. Zwischen Juni und August sind demnach 990 Menschen bei der Meeresüberquerung gestorben oder gelten als verschollen, darunter auch Kinder. Diese Zahl habe sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht, wobei die tatsächliche Opferzahl noch deutlich höher liegen könnte, da nicht alle Schiffsunglücke erfasst würden.

Unbegleitete Kinder und Jugendliche, insbesondere Mädchen aus Subsahara-Afrika, seien auf ihrer Flucht besonders Gefahren wie Missbrauch und Ausbeutung ausgesetzt, betonte Unicef. In Europa angekommen, würden sie in geschlossenen Einrichtungen untergebracht. Alleine in Italien befinden sich laut Hilfswerk derzeit rund 21.700 Minderjährige in solchen Einrichtungen; vergangenes Jahr waren es noch etwa 17.700.

„Das Mittelmeer ist zu einem Friedhof für Kinder und ihre Zukunft geworden. Die verheerenden Folgen für Kinder, die in Europa Asyl und Sicherheit suchen, ist das Ergebnis politischer Entscheidungen und eines nicht funktionierenden Migrationssystems“, so die Unicef-Regionaldirektorin für Europa und Zentralasien, Regina De Dominicis. Sie mahnte eine europaweite Lösung zur Unterstützung der Kinder und Familien sowie mehr internationale Hilfe zur Krisenbekämpfung in den Herkunftsländern an. Zudem müssten sichere Fluchtwege für Minderjährige geschaffen und nationale Kinderschutzsysteme gestärkt werden. Auch sollten Kinder in Europa künftig nicht mehr in geschlossenen Einrichtungen untergebracht werden dürfen, forderte Unicef.