„Sisi“ und die Augsburger Goldschmiedekunst

In einer Sonderschau zeigt das Sisi-Schloss in Aichach-Unterwittelsbach bis Ende Oktober: „Elisabeth – Ein Leben in Gold und Silber“.
„Sisi“ und die Augsburger Goldschmiedekunst

Kaiserin Elisabeth mit dem Granatkreuz um den Hals. Die Aufnahme wurde für ihre Trauerkarte erneut wieder verwendet. –Foto: Thiede

Aichach-Unterwittelsbach – Im 125. Todesjahr der in Genf einem Attentat zum Opfer gefallenen Kaiserin Elisabeth von Österreich (1837-1898) wartet das in Aichach-Unterwittelsbach gelegene Sisi-Schloss mit der Sonderausstellung „Elisabeth – Ein Leben in Gold und Silber“ auf. Der Titel ist trügerisch. Denn im ehemaligen Jagdschloss ihres Vaters Herzog Maximilian geht es in der Sonderschau nicht nur um die von ihren Eltern und Geschwistern „Sisi“ genannte berühmte Wittelsbacherin, sondern auch um Kaiserin Maria Theresia und weitere Mitglieder des Hauses Habsburg sowie um die Augsburger Goldschmiedekunst des 18. Jahrhunderts. Das von der Museumsleiterin Brigitte Neumaier als „extravagant“ bezeichnete Leben der reiselustigen, zu Extremsportarten wie Querfeldeinreiten und endlosen Gebirgswanderungen neigenden Elisabeth veranschaulicht eine Auswahl von Luxusgegenständen aus ihrem Besitz.

Keine Fotos  oder Porträts

Zum Beispiel eine silberne Zuckerdose mit zierlichen Schnörkelhenkeln und Blumendekor. Die beiden Obstschalen aus Glas und Silber gehörten zur Einrichtung ihrer Hermesvilla, die sie dem Leben in der Wiener Hofburg und im Schloss Schönbrunn vorzog. Von Wiens berühmtem Goldschmied Stephan Mayerhofer ließ sie geschliffene Glaskaraffen mit Silbermontierungen und ihr Reisebesteck herstellen. Zwei um 1885 angefertigte Miniaturbüsten aus Silber stellen den alten Kaiser Franz Joseph (1830-1916) und die junge Kaiserin Elisabeth dar. Dabei war der Kaiser von Österreich und König von Ungarn doch nur sieben Jahre älter als seine Gemahlin. Doch die hatte im 30. Lebensjahr beschlossen, sich nicht mehr fotografieren oder von Künstlern porträtieren zu lassen.

Ältestes Exponat ist ein anno 1532 geschaffener Messkelch, dessen Schaft die Inschriften „Jesus“ und „Maria“ umziehen. Das spätgotische Stück aus vergoldetem Silber und Kupfer gehörte zum Inventar der Hofkapelle Kaiser Karls V. Die Schau präsentiert zahlreiches weiteres Kirchengut. Zwei vielgliedrig verschnörkelte tafelförmige Reliquiare sind Beispiele der Augsburger Goldschmiedekunst Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Wiener Hofgoldschmied Josef Moser schuf im Auftrag Maria Theresias um 1760 die mit Edelsteinen aus dem Besitz der Kaiserin geschmückte „Prunkmonstranz mit Weltenherrscher“. Auch die Reliquienmonstranz (um 1760/70), in deren Zentrum hinter Glas das Lamm Gottes mit Kreuz, Lanze und Essigstab auf dem Buch mit den Sieben Siegeln liegt, schuf Moser für die Kaiserin. Die vom Augsburger Goldschmied Georg Ignatius Baur 1755 angefertigte Prunkmonstranz stiftete Maria Theresia einem Kloster in Österreich, das als Leihgeber der Schau ungenannt bleiben möchte.

Diese Aichach-Unterwittelsbachsetzten auch Franz Joseph und Elisabeth fort. Getreu der Anweisung ihrer Mutter Ludovika – „einem Kaiser gibt man keinen Korb“ – hatte die junge Wittelsbacherin der Heirat zugestimmt. Da die beiden eng miteinander verwandt waren, was eigentlich nach den Vorgaben der katholischen Kirche ihre Verbindung ausschloss, musste erst noch die schriftliche Ausnahmegenehmigung des Papstes eingeholt werden. Die Trauung erfolgte durch Fürsterzbischof Joseph Othmar von Rauscher 1854 in der Wiener Augustinerkirche vor 70 Bischöfen und Prälaten. Nach der Hochzeit stattete das Kaiserpaar herausragende Gnadenorte wie Mariazell in der Steiermark, Maria Taferl in Niederösterreich und Maria Loreto in St. Andrä mit noblen Stiftungen aus.

Elisabeth als junge Frau

In der Basilia Maria Taferl wird ein Messgewand aufbewahrt, das mit Silberstickereien vom Brautkleid der Kaiserin Elisabeth geschmückt ist. Museumsleiterin Neumaier berichtet: „Mitunter trug sie ein Schmuckstück nur ein einziges Mal und stiftete danach die Steine für die Kreation glanzvoller Altargeräte.“ Einen neoromanischen Kelch, dessen Fuß Emaillemedaillons mit den vier Evangelistensymbolen zieren, stiftete das Kaiserpaar 1854 nach St. Andrä. Weitere Stiftungen für die Basilika Maria Loreto waren 1860 eine Monstranz mit Jesusreliquien, zu denen Partikel von der Wiege und vom Kreuz gehören, sowie 1880 ein Kleid für die Gnadenstatue der Schwarzen Madonna. Das Brustkreuz und der Ring aus vergoldetem Silber, geschmückt mit Aquamarinen und Brillanten, waren Geschenke des Kaiserpaares an den Bischof von Lavant. Das  große Prunkkreuz jedoch geht auf einen traurigen Anlass zurück. Franz Joseph und Elisabeth ließen es für die Trauerfeier ihres Sohnes Rudolf anfertigen, der 1890 zusammen mit seiner Geliebten Selbstmord begangen hatte. Auch bei späteren Trauerfeiern der Habsburger stand es auf dem Altar.

Nach dem Tod ihres Sohnes trug Elisabeth so gut wie keinen Schmuck mehr. Die meisten Stücke verschenkte sie, aus den Edelsteinen anderer ließ sie kleine Brustkreuze anfertigen. Ihre Glücksbringer waren ein kleiner Ring mit der Darstellung des als Gnadenfigur verehrten „Prager Jesuleins“ und ein schlichter Anhänger in Kreuzform, besetzt mit ihren Lieblingsedelsteinen: elf viereckigen Granaten. Dieses unscheinbare, aber berühmte Kreuz ist das anrührendste Stück der Sonderausstellung. Auch auf der Trauerkarte „zur frommen Erinnerung im Gebete an unsere allverehrte Landesmutter Kaiserin Elisabeth“ ist das Granatkreuzlein zu sehen. Die Fotografie der Trauerkarte zeigt Elisabeth als in Schwarz gekleidete junge Frau. Dass sie ab dem dreißigsten Lebensjahr keinen Fotografen mehr um sich duldete, begründete sie so: „Jedes Mal wenn ich ein Foto von mir habe machen lassen, hatte ich Unglück.“

Veit-Mario Thiede

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 29. Oktober im Sisi-Schloss, Aichach-Unterwittelsbach, zu sehen. Weitere Info auf www.sisischloss.bayern