Muslimisch-jüdisches Friedensgebet in Bonn

Beim ersten multireligiösen Mittagsgebet in Bonn haben eine Jüdin und eine Muslima ein gemeinsames Friedensgebet gesprochen.
Muslimisch-jüdisches Friedensgebet in Bonn

Symbole für die drei monotheistischen Weltreligionen Christentum, Judentum und Islam: Kreuz, Kipa und Koran (Foto: © epd-bild / Jörn Neumann).

Beim ersten multireligiösen Mittagsgebet in Bonn haben eine Jüdin und eine Muslima ein gemeinsames Friedensgebet gesprochen. “Schenke uns Frieden, bringe uns Versöhnung”, beteten Annette Boeckler und Nasrin Bani Assadi am Donnerstagnachmittag gemeinsam im Kapitelsaal am Bonner Münster. Angesichts des Kriegs in Nahost habe man sich für das muslimisch-jüdische Gebet entschieden.

“Wir bitten nicht darum, Hassende zu vernichten, sondern Hass zu verbannen”, so Boeckler in dem Gebet. Assadi fragte, wie es passieren könne, dass Gläubige ihre Geschwister töteten, die an den gleichen Gott glaubten. Der Wunsch der beiden Theologinnen sei gewesen, “in die jüdische Trauer auch die muslimische hineinzunehmen”, so der Bonner katholische Theologe und Mitinitiator Klaus von Stosch.

Das gemeinsame Gebet begann mit einem muslimischen und einem jüdischen Gebetsruf sowie einem von Papst Franziskus geschriebenen Gebet. Dieses ist so formuliert, dass es auch Menschen anderer Religionen beten können. Anschließend sangen die drei Verantwortlichen einen Psalm, einen Auszug aus der Thora und aus dem Koran.

Die rund 30 anwesenden Christen, Juden und Muslimen stimmten teilweise mit ein. Die Texte handelten von der Umwelt und der Bewahrung der Schöpfung. Dies sei das ursprüngliche Thema des multireligiösen Gebets, das nun um das Thema Frieden ergänzt wurde, so von Stosch.

Am Ende des Gebets sangen die Teilnehmer ein jüdisches Friedenslied, das auch bei den kommenden Gebetstreffen erklingen soll. Dieses enthält den Aufruf zum Frieden im israelisch-arabischen Konflikt, so die Veranstalter.

Im Laufe der Zeit – die Gebetsreihe ist bis zum Sommer geplant – sollen die Gebets- und Liedtexte verändert werden. “Dabei geht es nicht darum, Anstößiges zu vermeiden”, so von Stosch. Es gehe darum, Gemeinsamkeiten auszudrücken, aber auch darum, die jeweiligen Traditionen zu bewahren.

Unter dem Motto “Faiths United for the Planet” wollen Angehörige mehrerer Religionen jeweils donnerstags um 14 Uhr eine halbe Stunde lang sich zum Gebet treffen. Das Projekt wird verantwortet vom International Center for Comparative Theology and Social Issues der Universität Bonn und der Münsterpfarrei. Der Kapitelsaal der katholischen Münster-Kirche wurde für die Gebetsreihe in “Room of One” umbenannt.

kna