Aus Sicht der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, könnte Deutschland mehr Flüchtlinge aufnehmen.
Frankfurt – Aus Sicht der Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, könnte Deutschland mehr Flüchtlinge aufnehmen. Die Theologin sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Montag), eine Festlegung auf eine bestimmte Obergrenze sei eine „populistische Nebelkerze“, denn dies wäre unvereinbar mit dem Grundgesetz und der Genfer Flüchtlingskonvention.
„Menschliche Schicksale lassen sich aus christlicher Sicht nicht auf eine Höchstzahl festschreiben“, betonte Kurschus. Die Aufnahme von Flüchtlingen finde aus christlicher Sicht „ihre Grenze da, wo es zur Selbstaufgabe kommt“, sagte Kurschus. „Ich meine, dass wir diese Grenze noch lange nicht erreicht haben.“
Auf Klagen von Kommunen über Überlastung müsse man hören, sagte sie weiter. Von den kirchlichen Ehrenamtlichen sei diese Klage jedoch nicht zu hören, so die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen.
„Grundsätzlich müsste unser reiches Land in der Lage sein, noch mehr Menschen aufzunehmen, die vor Krieg und unterschiedlichster Not aus ihrer Heimat fliehen und Zuflucht bei uns suchen“, sagte Kurschus. Sie sprach sich in der Flüchtlingspolitik für „deutlich mehr legale Zugangswege nach Europa“ aus und sagte: „Die These, jeder zusätzliche Geflüchtete gebe den Rechtsextremisten weiteren Auftrieb, halte ich für zu kurz gesprungen.“
Kurschus verteidigte auch das kirchliche Engagement für die Seenotrettung. „Ich stehe weiterhin dazu“, sagte die EKD-Ratsvorsitzende kurz vor dem Reformationstag am 31. Oktober. „Wir schauen nicht tatenlos zu, wie Menschen im Mittelmeer ertrinken.“