Kardinal Parolin wird Leiter einer künftigen Papstwahl

Wechsel in der Leitung einer künftigen Papstwahl: Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (68) könnte dem nächsten Konklave vorstehen.
Statt Papst Franziskus soll nun Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin Anfang Juli nach Afrika reisen.

Kardinal Pietro Parolin –Foto: © Palinchak | Dreamstime.com

Wechsel in der Leitung einer künftigen Papstwahl: Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (68) könnte dem nächsten Konklave vorstehen. Bislang wäre dies Aufgabe des emeritierten argentinischen Kurienkardinals Leonardo Sandri gewesen. Der Vize-Dekan des Kardinalskollegiums vollendet jedoch an diesem Samstag sein 80. Lebensjahr und wird damit diese Rolle nicht mehr ausüben können. Nur Kardinäle unterhalb dieser Altersgrenze dürfen bei einer Papstwahl mit abstimmen; ohne Sandri sind dies derzeit 135.

Der Vatikandiplomat und frühere Chef der päpstlichen Ostkirchen-Kongregation (bis 2022) war bereits der Vertreter des eigentlichen Konklave-Leiters. Der ranghöchste der Kardinäle, Giovanni Battista Re, hat mit aktuell 89 Jahren die Altersgrenze schon weit überschritten. Können sowohl Kardinaldekan als auch sein Vertreter ein Konklave nicht leiten, fällt diese Aufgabe dem Rangältesten der Klasse der Kardinalbischöfe zu. Auf Parolin folgen aktuell die Kardinäle Marc Ouellet (79) und Fernando Filoni (77).

Der Kardinaldekan und sein Vize werden von den Kardinalbischöfen für fünf Jahre gewählt. Anfang 2020 bestätigte Papst Franziskus die Wahl von Re und Sandri. Mit dem Amt ist keine Leitungsbefugnis über die anderen Kardinäle verbunden; der Dekan ist „primus inter pares“ (erster unter Gleichen). Bedeutende Aufgaben kommen ihm beim Tod oder Rücktritt eines Papstes zu. Außer der Papstwahl ruft er auch die wahlberechtigten Kardinäle zum Konklave nach Rom ein.

Kardinal Sandri ist wie der derzeitige Papst Franziskus ein Priester des Erzbistums Buenos Aires und Sohn italienischer Einwanderer. 1974 trat er in den Diplomatischen Dienst des Vatikan, hatte dabei unter anderem Stationen in Madagaskar und den USA.

1991 berief Johannes Paul II. (1978-2005) Sandri als leitenden Mitarbeiter in die Präfektur des Päpstlichen Hauses. Sechs Jahre später entsandte ihn der Papst im Rang eines Erzbischofs als Botschafter nach Venezuela (1997-2000). Anschließend vertrat Sandri den Heiligen Stuhl ein halbes Jahr lang in Mexiko, bevor ihn Johannes Paul II. im Herbst 2000 zum Substituten des Vatikanischen Staatssekretariats machte, einer Schlüsselstelle der Kurienverwaltung. Dort hatte Sandri unter anderem mit den Missbrauchs-Vorgängen um den früheren US-Kardinal Theodore McCarrick zu tun.

Am Todesabend Papst Johannes Pauls II., dem 2. April 2005, stimmte Sandri für die Menschen auf dem Petersplatz das Totengebet an, das „De Profundis“ aus dem 130. Psalm. Benedikt XVI. (2005-2013) machte den Argentinier 2007 zum Kardinal und ernannte ihn zum Leiter der Ostkirchen-Kongregation. Franziskus bestätigte ihn in diesem Amt.

kna