Franziskus fördert Ordensleute als Papstwähler

Nicht nur, dass Papst Franziskus konsequent Kardinäle ernennt, die früher geografisch oder rangmäßig eher zu den Randfiguren der Weltkirche gehörten. Einen starken Fokus legt der Jesuit auch auf die religiösen Orden.
Franziskus fördert Ordensleute als Papstwähler  Nicht nur, dass Papst Franziskus konsequent Kardinäle ernennt, die früher geografisch oder rangmäßig eher zu den Randfiguren der Weltkirche gehörten. Einen starken Fokus legt der Jesuit auch auf die religiösen Orden.

Papst Franziskus (Papst Franziskus (Foto: © NeneoDreamstime.com))

Als der Argentinier Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 zum Papst gewählt wurde, war er seit 167 Jahren der erste Ordensmann als Petrus-Nachfolger. Der davor letzte war der Kamaldulenser Gregor XVI. (1831-1846).

Zwar sind die meisten religiösen Orden in unseren Breiten fast noch stärker in der Nachwuchskrise als die Riege der Weltpriester. Doch für Lateinamerika, Afrika oder Asien sieht die Lage, zumal in den missionarisch tätigen Gemeinschaften, oft anders – besser – aus. Zudem sind Orden “Global Player” – und passen damit sehr gut in das Konzept Weltkirche, das das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) durchgesetzt und die Päpste seitdem konsequent vorangetrieben haben.

Vor Franziskus war bislang kein Jesuit jemals Papst. Die Folge auch eines traditionellen Misstrauens der Regierungen gegen jene “Romtreuen” aus der “Gesellschaft Jesu”, denen zugleich immer auch nachgesagt wurde, Jesuiten verfolgten massiv politische Eigeninteressen. Zudem empfahl der Ordensgründer Ignatius von Loyola, Jesuiten sollten nicht nach höheren Kirchenämtern streben.

Die meisten Päpste der Kirchengeschichte stellte der älteste, der Benediktinerorden. Er besaß bis ins hohe Mittelalter quasi ein Ordensmonopol und bringt es auf insgesamt 10 bis 15 Pontifikate. Sehr genau sind die historischen Quellen darüber freilich nicht. Doch unter den Benediktiner-Päpsten sind so namhafte wie Gregor der Große (590-604; Ordensmitgliedschaft nicht gesichert), Gregor VII. (1073-1085) und Urban II. (1088-1099). Auch ein deutscher Papst folgte ursprünglich dem “Ora et labora” des heiligen Benedikt: Stephan IX. (1057/58).

Der Anteil an “Ordens-Päpsten” in der Kirchengeschichte: Von den 266 regulären Petrus-Nachfolgern kamen maximal 30 aus Ordensgemeinschaften. Die größte Zeit der Ordenspäpste war zugleich die größte Blütezeit der Orden schlechthin: Im 11. und 12. Jahrhundert kamen insgesamt 13 Päpste aus Männerorden. Auffällig ist allerdings, dass die damals tonangebenden Orden – Benediktiner, Augustiner-Chorherren, Zisterzienser – heute weniger namhaft im Kardinalskollegium vertreten sind als weniger “prominente” wie die Scalabriner, die Sulpizianer oder Lazaristen.

Fest steht, dass der Jesuit Franziskus schon von Beginn an den Anteil von Ordensleuten im Kardinalskollegium konsequent hochgefahren hat. Waren bei seiner eigenen Wahl 2013 noch 17 Ordensmänner am Start (14,8 Prozent der Wähler), so wären es bei einem Konklave ab Oktober nun 27; fast ein Fünftel des Wahlgremiums. Zum Vergleich: Bei der Wahl Benedikts XVI. 2005 waren es 20, bei den beiden Papstwahlen 1978 (Johannes Paul I. und II.) nur jeweils 14.

Immerhin: Die Franziskaner, die in der Kirchengeschichte drei Päpste stellten, sind auch 2023 sehr stark vertreten: mit künftig sieben Wählern aus den drei Ordenszweigen. Die Dominikaner, mächtiger eher als mittelalterliche Inquisitoren denn als Päpste, bringen es derzeit auf nur zwei Wähler: den Wiener Erzbischof Christoph Schönborn (78) und den Portugiesen Jose Tolentino Mendonca (57).

Im Aufwind zeigen sich seit längerem die global aufgestellten Salesianer Don Boscos mit fünf Wählern. Und ebenfalls fünf wahlberechtigte Kardinäle gehören wie Franziskus der “Gesellschaft Jesu”, also den Jesuiten an, darunter der einflussreiche Luxemburger Erzbischof und Mitkoordinator der bevorstehenden Weltsynode, Jean-Claude Hollerich (65).

Von den 18 Papstwählern, die Papst Franziskus am 29. September ins Kardinalskollegium aufnimmt, sind 5 Ordensmänner; mithin stolze 28 Prozent. Allerdings: Unmittelbar nach dem Konsistorium scheidet mit seinem 80. Geburtstag am 1. Oktober wieder einer aus dem Kreis der Wähler aus; Patrick d’Rozario aus Bangladesch. Zwischen Februar und Juni 2024 sind es dann gleich sechs weitere (davon zwei Jesuiten). Sehr wahrscheinlich also, dass auch bei einer neuen Ernennungsrunde 2024 wieder diverse Ordensleute dabei sein werden.

Von Alexander Brüggemann (KNA)