Jeder fünfte Jugendliche in Nordrhein-Westfalen fühlt sich sehr einsam: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die die Landesregierung des bevölkerungsreichsten Bundeslandes am Freitag in Berlin vorstellte.
Berlin – Jeder fünfte Jugendliche in Nordrhein-Westfalen fühlt sich sehr einsam: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die die Landesregierung des bevölkerungsreichsten Bundeslandes am Freitag in Berlin vorstellte. Offenbar habe sich Einsamkeit durch die Corona-Pandemie insbesondere unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen stärker verbreitet.
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) bezeichnete Einsamkeit als „die neue soziale Frage unserer Zeit“. Sie wirke sich negativ auf das Leben der Betroffenen aus, fordere aber auch das Gesundheits- und Sozialsystem heraus. Es gelte daher, das Thema aus der Tabuzone zu holen und junge Menschen dort anzusprechen, wo sie sich ohnehin aufhielten, vor allem in der Schule und online. NRW hat als erstes Bundesland eine entsprechende Stabstelle in der Staatskanzlei eingerichtet.
Studienautorin und Psychologin Maike Luhmann erklärte, Einsamkeit sei eine Erfahrung, die zum Leben dazugehöre. Bis zu acht von zehn älteren Jugendlichen und jungen Erwachsenen fühlten sich moderat einsam: „Aber aus starker Einsamkeit kommen viele nicht mehr heraus.“ Lange sei Einsamkeit hauptsächlich als Problem älterer Menschen missverstanden worden, hieß es weiter.
Untersucht wurde auch, wie Betroffene mit ihrer Einsamkeit umgehen. Zu den wirksamsten Strategien zählten demnach Sport, Musik hören oder Kontakt mit Bekannten – auch online. Männliche Befragte gaben deutlich häufiger an, sich mit Videospielen abzulenken. Exzessive Mediennutzung könne insbesondere bei jüngeren Menschen aber auch problematisch werden; zugleich fühlten sich viele Befragte etwa über Messenger-Dienste mit anderen verbunden. Auch stünden Tätigkeiten, die alleine durchgeführt werden, etwa künstlerische Aktivitäten oder Sport, weniger im Zusammenhang mit Einsamkeit.
Ein wichtiger Schlüssel gegen Einsamkeit seien enge Freundschaften, hieß es weiter. Zudem seien Jugendliche mit finanziellen Problemen ebenso stärker von Einsamkeit betroffen wie jene, die von Diskriminierungserfahrungen berichteten. Risikogruppen sollten laut Studie besonders in den Blick genommen werden. Außerdem gelte es, Institutionen zu stärken, die Begegnungen ermöglichten.
Befragt wurden in zwei Stichproben 950 Personen zwischen 16 und 20 Jahren sowie knapp 1.250 Achtklässler. Kürzlich hatte eine Untersuchung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention ergeben, dass sich jeder Vierte in Deutschland sehr einsam fühlt.