Synodal-Beschlüsse sind mager und frustrierend

Katholiken in Bochum diskutierten über die Beschlüsse des Synodalen Wegs zu Frauen in kirchlichen Ämtern.
Synodal-Beschlüsse sind mager und frustrierend

Die Theologin Andrea Qualbrink fragt sich, ob kirchliche Ämter wirklich Priestern vorbehalten bleiben müssen. Foto: Christian Schnaubelt / bochum-katholisch.de

Bochum – Überfällig sind Reformen der katholischen Kirche, mehr als drängend die Themen rund um Macht, Sex, Frauen und Priester, die beim Reformvorhaben Synodaler Weg auf dem Tisch liegen. Aber besonders in der Frauenfrage seien die Synodal-Beschlüsse mager und frustrierend: In dieser Einschätzung lagen Referentinnen und Publikum eines Diskussionsabends in Bochum nah beieinander. 

Gemeinsam mit dem Katholikenrat hatte die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung (KEFB) in Bochum und Wattenscheid zu Informationen aus erster Hand eingeladen: Die Theologin Andrea Qualbrink, Bereichsleiterin Pastoralentwicklung im Bischöflichen Generalvikariat in Essen, hat das Synodalforum „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ beratend begleitet. „Das war eine heiße Zeit“, sagt sie rückblickend – auch wenn ihr am Ende nicht nach Sekt und Feierlaune zumute gewesen sei. 

Bischofszustimmung mit Ach und Krach erreicht

Anders als in der gedrängten Tagesordnung der Synodalversammlungen sei im Forum über die Zulassung von Frauen zu Weiheämtern intensiv diskutiert worden. Herausgekommen sei tatsächlich ein hervorragender Grundlagentext, meint Qualbrink. Den abgespeckten Beschlusstext allerdings mit all seinen Kompromiss-Formulierungen, der dann zur Abstimmung in die große Synodalrunde gegeben worden sei, hätten die Akteurinnen und Akteure des Forums als Zerreißprobe empfunden. Qualbrink: „Uns allen war aber klar, dass anders an die geforderte Zustimmung einer Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe nicht zu denken gewesen wäre.“ Trotzdem wurde die Zustimmung nur mit Ach und Krach erreicht. 

Diese ersten Beschlüsse des deutschen Synodalen Weges sollten die im Oktober in Rom tagende erste Generalversammlung der vom Papst einberufenen Weltsynode bereichern. Dort waren tatsächlich erstmals in der Kirchengeschichte Frauen stimmberechtigt. Und dort wurde erstmals offen über den Zugang der Frauen zu allen Kirchenämtern – vor allem zum Diakonat – gesprochen. Ein Schritt, für den frau dankbar sein sollte? Oder eine Neuerung, die viel zu spät kommt? 

„Mir platzt der Kragen“, sagt Petra Focks, Mitglied der Initiative Maria 2.0 im Bistum Essen, die den Bochumer Abend aus Sicht dieser „Graswurzelbewegung“ begleitete. „Alle Argumente liegen längst auf dem Tisch. Ich ärgere mich sehr über diese Formulierung, ob man Frauen zu Weiheämtern ‚zulassen‘ könne, anstatt ihren Ausschluss begründen zu müssen“, so Focks. Maria 2.0 war im Mai 2019 mit einem Kirchenstreik an die Öffentlichkeit gegangen: Katholikinnen blieben damals deutschlandweit dem Gottesdienst fern und ließen ihre Ehrenämter ruhen. „Das haben wir allerdings nicht die ganze Aktionswoche lang durchgehalten“, gibt Focks zu, „die Kirche ist doch unsere Heimat.“ Die Initiative Maria 2.0 betrachtet sich als bewegliches Beiboot, das den schwerfälligen Dampfer Kirche bewegen will. 

„Frauen sind immer nur der Notnagel“

Andrea Qualbrink setzt darauf, alle möglichen Kirchenämter daraufhin abzuklopfen, ob sie Priestern vorbehalten bleiben müssen: „Wenn es geht, dann setzt es doch einfach um.“ Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hatte Anfang 2022 die ersten Laiinnen und Laien als außerordentliche Taufspender beauftragt. Weitere Einsatzorte etwa in der Pfarreileitung oder in der Eheschließungsassistenz seien ebenso denkbar. Kirchenrechtliche Voraussetzung dafür ist freilich jeweils ein Priesternotstand. Das stört Qualbrink: „Frauen sind immer nur der Notnagel.“ 

Bei aller Einigkeit an diesem Diskussionsabend gibt es aber auch Gegenstimmen zum Synodalen Weg. Ein Mitglied der spanischsprachigen Gemeinde im Ruhrgebiet berichtete von der Kritik lateinamerikanischer Katholiken. Dort komme die Frage auf: Einst sei man von Europa aus missioniert worden, jetzt müsse vielleicht der umgekehrte Weg gegangen werden, um die „Insel Europa“ wieder auf den richtigen Kurs zu führen. 

In Bochum wird darüber weiter diskutiert. Am 17. April 2024 laden KEFB und Katholikenrat zum nächsten Gesprächsabend ins Kloster Stiepel ein. Dann geht es um das das Synodalforum „Priesterliche Existenz heute“.

Cordula Spangenberg