In Altenbochum soll ein Neubau das Liebfrauen-Gemeindehaus ersetzen. Noch aber ist nichts in trockenen Tüchern.

Das in die Jahre gekommene Gemeindehaus soll abgerissen und durch einen Neu- bau mit zwölf Sozialwohnungen und eben dem „Raum für alle“ ersetzt werden. –Foto: Schnaubelt
Bochum – „Raum für alle“ haben die Initiatoren aus Altenbochum ihre Idee über- schrieben. Aber der „Raum für alle“ lässt auf sich warten. Noch ist nicht absehbar, wann das Begegnungszentrum errichtet und seine Pforten öffnen wird.
Vor drei Jahren hat der Pfarrgemeinderat der Liebfrauen-Gemeinde zusammen mit weiteren Gruppen und Privatpersonen ein erstes Exposé vorgelegt. Im Mai dieses Jahres gründete sich ein Verein namens „#raumfueralle“, der das kleine Stadtteilzentrum betreiben wird. Aber langer Atem ist notwendig.
Die Idee: Das in die Jahre gekommene Gemeindehaus in Nachbarschaft zur Liebfrauenkirche wird abgerissen und durch einen Neubau mit zwölf Sozialwohnungen und eben dem „Raum für alle“ er- setzt. „Die Wohnungen baut und vermarktet ein Investor selbst“, sagt Berthold Jäger, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats (PGR). Das 400 Quadratmeter große Bürgerzentrum würde nach Fertigstellung dann an einen neu gegründeten Verein als Mieter übergeben. Er soll sich um die Vermarktung und Nutzung des Raumes kümmern. Ursprünglich war vor- gesehen, dafür eine Stiftung ins Leben zu rufen, dann allerdings entschieden sich die Initiatoren doch für die Vereinsform.
Der „Raum für alle“ soll allen aus dem Bochumer Stadtteil zur Verfügung stehen – der Pfarrgemeinde natürlich, aber ebenso politischen Vereinigungen, Chören, Flüchtlingsinitiativen, Kultur-, Sport- oder Jugendgruppen. Auch die evangelische Fachhochschule in Altenbochum soll das Zentrum nutzen können. Natürlich müssen alle Nutzer Miete zahlen.
,,Das Konzept ist kurz vor der Umsetzung durch den Verein“, sagt Berthold Jäger. Die Kirche werde dort in je- dem Fall Ankermieterin im Treffpunkt-Teil des Projekts werden. Der Investor, bisher öffentlich noch nicht bekannt, soll „so bald wie möglich“ mit dem Neubau starten. Steht das Haus, will der Verein zunächst für 15 Jahre die Räumlichkeiten im Erdgeschoss, die barrierefrei sein sollen, mieten.
Optisch wird der Neubau ähnlich wie das Gemeinde- heim ein- bis zwei Geschosse haben. Im Erdgeschoss ist ein Café vorgesehen, ein Raum für bis zu 40 Personen, dazu ist ein Beratungsbüro geplant. Jäger: „Zeitlich nach Wochentagen aufeinander abgestimmt, kann hier für alle Bürger eine Sprechstunde für Senioren, eine für Pflege und medizinische Hilfen, Beratung für junge, arbeits- lose Menschen und für die Caritas-Kontakte nach Altenbochum stattfinden.“
Als Problem erwies sich im Vorfeld die dauerhafte Finanzierung. Gruppen, Privatleute oder Initiativen können eine Nutzung und kostenpflichtige Belegung nicht für einen längeren Zeitraum zusagen – schon gar nicht Jahre zuvor. Durch die Kirchen als Ankermieter hat der Verein nunmehr aber eine Basis im Rücken. Das Bistum hatte schon vor drei Jahren bei Gesprächen über das Exposé durchblicken lassen, das Projekt sei eins, das „auch pastoral in die heutige Landschaft passt“.
Jäger befürwortet mit dem Pfarrgemeinderat eine Fortschreibung Pfarrentwicklung für ganz Liebfrauen: Wenn der Kirchenvorstand und das Bistum hier für die drei pfarrlichen A-Standorte mit Bestandsgarantie eine Doppel- Ausstattung mit Kirche und sozialem Treffpunkt billigten, stünde das vom Bistum befürwortete Konzept für Altenbochum auf stabileren Füßen. Aber: Noch haben sich Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat zu einem solchen Beschluss nicht durchringen können. Der Kirchenvorstand soll für die Vorlage beim Bistum eine präzisere Beschreibung der Arbeit im „Raum für alle“ ge- fordert haben. Auch Propst Michael Ludwig als verantwortlicher Pfarrer und Vor- sitzender des Kirchenvorstandes sieht den Prozess zum Neubau als „noch nicht abgeschlossen“. Er ergänzt: „Vieles ist auf dem Weg und schon in Gang.“
In diesem Prozess will Berthold Jäger dennoch nicht locker lassen. Treff- punkte seien rar am Standort Altenbochum, hatte er schon im Jahr 2020 gesagt. Damals sah das Exposé für den „Raum für alle“ einen deutlichen Bedarf. Daran habe sich nichts geändert. Bis heute sei in Altenbochum ein räumlicher Fixpunkt für das soziale Netzwerk von Kirchen und Bürgern notwendig. Jäger ist entschlossen: „Die Chance, dass unsere Kirchen mit so vielen in der Gesellschaft für Altenbochum zusammenwirken, sollten wir jetzt nicht verpassen.“