St. Urbanus: Behörde äußert Bedenken bei Turmspitzenprojekt

Denkmalschützer lehnen das jetzt öffentlich gewordene Vorhaben einer neuen Turmspitze für die St.-Urbanus-Kirche in Buer in Teilen ab.
Denkmalschützer lehnen das jetzt öffentlich gewordene Vorhaben einer neuen Turmspitze für die St.-Urbanus-Kirche in Buer in Teilen ab.

Die Propsteikirche St. Urbanus (Foto: Karl-Heinz Leese)

Denkmalschützer lehnen das jetzt öffentlich gewordene Vorhaben einer neuen Turmspitze für die St.-Urbanus-Kirche in Buer in Teilen ab. Dies erklärte Martin Schulmann, Pressesprecher der Stadt Gelsenkirchen auf Anfrage dieser Redaktion. Das auch in der Öffentlichkeit umstrittene Projekt soll, wie berichtet 1,5 Millionen Euro kosten.

Behörde gegen farbige Beleuchtung von St. Urbanus: Respekt vor Kirchenbau

„Die Untere Denkmalbehörde in Gelsenkirchen hat im Einvernehmen mit dem Fachamt beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe in Münster „einer farbigen Beleuchtung, somit dem jetzt vorgestellten ‚Kunstwerk‘ unter Einforderung des Respektes vor dem imposanten Kirchenbau eine eindeutige Ablehnung erteilt“, sagte Schulmann. Gleichzeitig könne man sich aber grundsätzlich vorstellen „das statische Gerüst des neuen ‚Turmes‘ als reine Metallkonstruktion zur Erfahrbarkeit der ursprünglichen Höhe des Kirchturms als zeitgemäße Ergänzung des verloren gegangenen Turmes zuzulassen“. 

Inwiefern eine „zurückhaltende unifarbene Illuminierung der Stahlkonstruktion beziehungsweise ihrer Silhouette erlaubt werden kann“, sei bei einem Gespräch im Frühjahr 2022 nicht erläutert worden. Laut Stadtangaben haben seinerzeit Propst Markus Pottbäcker und Christian Nienhaus als Künstler mit dem Steinfurter Architekten Christoph Achterkamp der Behörde Pläne vorgelegt und ein Modell vorgestellt. „Der Entwurf der statisch erforderlichen Stahlkonstruktion oblag damals dem Architekten, die geplante farbige Licht-Installation dem Künstler“, so Schulmann.

Projekt soll 1,5 Millionen Euro kosten

„Seither hat es keinen weiteren Kontakte mehr seitens der Entwurfsverfasser, des Künstlers oder der Kirche zu diesem Thema mit der Unteren Denkmalbehörde gegeben“, sagte Schulmann. Eine weiterführende Stellungnahme zu den jetzt vorgestellten Plänen sei der Behörde nur möglich, „wenn entsprechend aussagefähige Unterlagen im Rahmen einer denkmalrechtlichen Erlaubnis vorgelegt werden“. Propst Markus Pottbäcker erklärte auf Anfrage dem Neuen Ruhrwort, nun einen weiteren Termin vereinbaren zu wollen, um die Pläne noch einmal durchzusprechen. 

Wie die Pfarrei St. Urbanus am Wochenende veröffentlicht hatte, soll die am Ende des Zweiten Weltkriegs zerstörte Turmspitze unter dem Projektnamen „Melchior“ (hebr.: König des Lichts) als 62 Meter hohes kinetisches Kunstobjekt nachempfunden werden. Den Angaben zufolge setzt sich Propst Markus Pottbäcker, zusammen mit dem örtlichen Künstler Christian Nienhaus für die Umsetzung ein, für die nicht näher aufgeschlüsselte Kosten von 1,5 Millionen Euro veranschlagt werden. Erste Spender stünden schon bereit. Um das Vorhaben zu realisieren, werde eine Stiftung gegründet, deren Vorstand neben Pottbäcker und Nienhaus der ehemalige Volksbank-Vorstandsprecher Peter Bottermann sein soll. 

Einwände aus der Öffentlichkeit

Der Entwurf sieht ein Industrie-Stahlkonstrukt vor, das in verschiedenen Farben leuchten soll, die je nach Anlass gesteuert werden könnten. Sie sollen in ihren fünf Ebenen den fünf Glocken im Turm angepasst sein. Abends solle der Kirchturm einfarbig in einem leichten Umbra-Ton leuchten. Die Beleuchtung der jeweiligen Ebenen des Stahlkonstrukts solle in Kombination mit den Glockenschlägen aber auch dazu dienen, die ungefähre Uhrzeit darzustellen.

Auf verschiedenen Socialmedia-Kanälen hatten sich viele Bürger bereits ablehnend zu dem Vorhaben geäußert. Auch aus dem Kreis der in der Pfarrei aktiven Ehrenamtlichen äußert kritische Stimmen, zumal wegen nicht absehbarer Folgekosten. Auch sie das Projekt fatal für die Außenwirkung der Kirche. Es erscheine elitär und passe nicht in die Gegenwart in einer Stadt, die regelmäßig bei Rankings zu Sozialthemen auf den letzten Plätzen lande, finanziell schlecht dastehe und von einer hohen Arbeitslosigkeit gebeutelt sei.

Boris Spernol

St. Urbanus: 1,5 Millionen für neue Turmspitze