Bayerns scheidender Landes-Caritasdirektor Bernhard Piendl hat pauschale Urteile von Politikern über Sozialhilfeempfänger kritisiert.
München – Bayerns scheidender Landes-Caritasdirektor Bernhard Piendl hat pauschale Urteile von Politikern über Sozialhilfeempfänger kritisiert. Es ärgere ihn, wenn einer Gruppe von Menschen vorgeworfen werde, sie sei zu faul zum Arbeiten, sagte Piendl im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): „Solches Reden ist hoch gefährlich und falsch.“
Piendl äußerte auch sein Missfallen darüber, wie in der Politik derzeit mit den Themen Migration und Asyl umgegangen werde. „Beides läuft nur noch unter Schlagworten wie ‚Wir sind überfordert‘, ‚Es kommen zu viele‘ oder ‚Die Abschiebung muss schneller gehen‘.“ Dabei werde vergessen, warum es in Deutschland das Recht auf Asyl gebe und sich das Land der Genfer Flüchtlingskonvention angeschlossen habe, nämlich um Menschenleben zu retten.
Der Caritasdirektor empfahl den politisch Verantwortlichen: „Informiert euch bei uns und trefft dann eure Entscheidungen.“ Die Mitarbeiter des katholischen Wohlfahrtsverbands seien bei den Menschen. „Lasst euch nicht verführen, ein bisschen von dem zu übernehmen, was gewisse Kreise sagen, um so Wählerstimmen zu gewinnen. Das ist der falsche Weg.“
Piendl, der am 4. Februar 70 Jahre alt, scheidet zum Ende des Monats aus dem Amt und geht in den Ruhestand. Sein Nachfolger ist der bisherige Augsburger Diözesan-Caritasdirektor Andreas Magg (54). Der feierliche Amtswechsel wird am 26. Januar mit einem Festgottesdienst mit Kardinal Reinhard Marx in München und einem sich anschließenden Festakt begangen.
Im Landes-Caritasverband Bayern sind rund 6.000 soziale Einrichtungen und Verbände der katholischen Kirche zusammengeschlossen mit gut 184.000 hauptberuflichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Sie haben den Angaben zufolge jährlich Kontakt zu etwa 1,6 Millionen Menschen in Bayern. Weitere 60.000 Personen seien ehrenamtlich für die Caritas tätig.