Hans Zollner: Kultur des Verschweigens

Der katholische Kinderschutzexperte Hans Zollner hat der Evangelischen Kirche in Deutschland geraten, die besonderen Gründe für sexuellen Missbrauch und Vertuschung in ihrem Bereich klar zu benennen.

 Der katholische Kinderschutzexperte Hans Zollner hat der Evangelischen Kirche in Deutschland geraten, die besonderen Gründe für sexuellen Missbrauch und Vertuschung in ihrem Bereich klar zu benennen. Der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte der Jesuit in einem am Sonntag veröffentlichten Interview, international sei seit langem bekannt gewesen, dass es Missbrauch in großer Zahl auch in protestantischen Kirchen gebe. Die klerikale Struktur der katholischen Kirche und der Zölibat seien keineswegs die einzigen Ursachen für diese Straftaten, entscheidend sei vielmehr,“wie in einem System Macht ausgeübt und missbraucht werden kann“.

Den evangelischen Landeskirchen in Deutschland riet Zollner, die besonderen Faktoren herauszufinden und zu benennen, die dort Missbrauch und Vertuschung begünstigten. Auch ohne Männerbünde und Priester-Hierarchie habe es offenbar in der Evangelischen Kirche ebenfalls eine Kultur des Verschweigens gegeben. Zudem habe es an klaren Zuständigkeiten gefehlt, dies habe Straflosigkeit begünstigt.

Für eine umfassende Aufarbeitung und eine spätere Heilung sei es notwendig, den Opfern Raum zu geben und nicht voreilig von Vergebung zu sprechen, betonte Zollner. Der aus Regensburg stammende Theologe und Psychologe arbeitet seit 2012 an der Päpstlichen Universität Gregoriana zum Thema Sexueller Missbrauch in der Kirche. Er ist Mitbegründer eines wissenschaftlichen Fachzentrums für dieses Thema an der Gregoriana und hat in zahlreichen Ländern Kirchenmitarbeiter für die Prävention von sexuellem Missbrauch geschult.

kna