Die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg hat Anklage erhoben gegen einen ehemaligen Management-Mitarbeiter der Augsburger Domsingknaben.
Bamberg/Augsburg – Die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg hat Anklage erhoben gegen einen ehemaligen Management-Mitarbeiter der Augsburger Domsingknaben. Es geht unter anderem um einen Vorwurf der sexualisierten Gewalt gegenüber Kindern. Außerdem wird dem Mann der Besitz kinderpornografischer Inhalte sowie die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen in neun Fällen zur Last gelegt. Das teilte das bei der Generalstaatsanwaltschaft angesiedelte „Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet“ (ZKI) am Mittwoch mit.
Die Anklage gegen den 26-Jährigen wurde demnach bereits am 24. Januar beim Amtsgericht Augsburg erhoben, und zwar bei dessen Jugendschöffengericht. Grund dafür sei, dass der Angeschuldigte zu einigen der mutmaßlichen Tatzeitpunkte noch unter 21 Jahre alt gewesen sei. Das Gericht muss nun über das weitere Verfahren entscheiden; es war am Mittwoch für Anfragen nicht zu erreichen.
Das ZKI war nach eigenen Angaben durch einen Hinweis aus dem Ausland auf den Mann aufmerksam geworden. Ermittelt worden sei ab 2020 gegen ihn. Auf mehreren technischen Geräten des Mannes habe man kinderpornografische Bilder und Videos von heimlich in Duschen und Toiletten gefilmten männlichen Kindern und Jugendlichen entdeckt.
In neun Fällen konnten diesbezüglich laut ZKI mutmaßliche Tatorte und Tatzeiten so genau konkretisiert werden, dass es für eine Anklage reichte. In weiteren Fällen habe man die Ermittlungen eingestellt, da die Taten bei ihrer Aufdeckung bereits verjährt gewesen seien oder Tatzeiten nicht hinreichend sicher hätten bestimmt werden können. In einem Fall habe sich aus einer Vernehmung zudem der Verdacht des sexuellen Missbrauchs eines 13-jährigen Jungen in der Wohnung des Angeschuldigten ergeben.
Die Domsingknaben hatten im Mai 2023 erklärt, seit Oktober 2022 von dem Fall gewusst zu haben. Damals seien die Ermittler auf die Einrichtung zugegangen. Der Beschuldigte habe die Domsingknaben 2020 auf eigenen Wunsch verlassen. Die Ermittler bescheinigten dem Chor, sie „tatkräftig unterstützt“ zu haben.
Leonhard Fitz, kaufmännischer Geschäftsführer der Domsingknaben, sagte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), die Anklageerhebung sei „sehr erfreulich“. Damit ende eine „lange Zeit des Wartens“. Diese habe man intern für viele Elterngespräche genutzt und dafür, einen Augsburger Kriminalkommissar, der nebenberuflich Selbststärkungskurse gebe, ins Haus zu holen. Er habe Eltern und Sängern erklärt, wie Kinder sich behaupten und Grenzen ziehen könnten. Fitz ergänzte zum Vorwurf des sexuellen Missbrauchs, es sei unklar, ob es sich bei dem mutmaßlich Betroffenen um einen Domsingknaben handle.
Die Domsingknaben sind eine Einrichtung des Bistums Augsburg. Ihre Geschichte reicht nach eigenen Angaben bis ins Mittelalter zurück. Sie zählen sich zu den renommiertesten Knabenchören weltweit.