Der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff hat Papst Franziskus mangelnde Solidarität mit Israel vorgeworfen.
Freiburg – Der Salzburger Theologe Gregor Maria Hoff hat Papst Franziskus mangelnde Solidarität mit Israel vorgeworfen. In einem am Freitag in Freiburg veröffentlichten Beitrag für die Zeitschrift „Communio“ übt Hoff scharfe Kritik am jüngsten Papstschreiben, mit dem Franziskus auf den Ruf nach Solidarität von 400 jüdischen Gelehrten und Rabbinern antwortete.
Franziskus verschweige in dem Brief, wer im aktuellen Krieg zwischen Hamas und Israel angreife und wer sich verteidige. Hoff kritisiert, dass der Papst nicht benannt habe, dass die Hamas-Terroristen „schlachteten, vergewaltigten, entführten“. Ihm sei offenbar auch nicht bewusst, welches Trauma der Hamas-Überfall für Juden weltweit bedeute.
Franziskus habe mit seinem Brief an die Rabbiner Vertrauen im christlich-jüdischen Dialog verspielt, lautet Hoffs Urteil. So versäume er es, „Ross und Reiter“ zu nennen. „Es ist die Hamas, die Israel den laufenden Krieg diktiert hat und die Logik der Abläufe bestimmt.“
Hoff stellte die Frage, was das Bekenntnis des Papstes zur „einzigartigen Beziehung“ der Kirche zum Judentum wert sei, wenn es keine „abrufbare Loyalität im Ernstfall“ gebe. Er hätte sich viel stärkere Worte des Papstes gewünscht, etwa in dem Sinne: „Wer Juden angreift, greift auch uns an!“, so der Wissenschaftler, der Fundamentaltheologie in Salzburg lehrt und Berater der Päpstlichen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum ist.
Am 2. Februar hatte Papst Franziskus auf den offenen Brief von rund 400 Jüdinnen und Juden geantwortet, die eine klare Verurteilung des Terrorangriffs der Hamas forderten. Seit dem 7. Oktober sei das Heilige Land in eine Spirale nie da gewesener Gewalt geraten, schrieb der Papst. „Es zerreißt mir das Herz, wenn ich sehe, was im Heiligen Land geschieht, durch die Macht von so viel Spaltung und so viel Hass.“
Franziskus verurteilte in dem Schreiben jede Form von Antijudaismus und Antisemitismus. Die Beziehung zwischen katholischer Kirche und Judentum sei besonders und einzigartig. Die Katholiken seien sehr besorgt über die Zunahme an Angriffen gegen Juden in der ganzen Welt. „Mein Herz ist euch nahe, dem Heiligen Land, allen Völkern, die es bewohnen, Israelis und Palästinensern, und ich bete, dass der Wunsch nach Frieden in allen die Oberhand gewinnt“, schreibt der Papst weiter. Er bete auch für die Rückkehr der Geiseln.
Franziskus rief auch zum Handeln für Frieden und Gerechtigkeit im Heiligen Land auf. Es müsse alles getan werden, um Beziehungen zu schaffen, die neue „Horizonte des Lichts“ für alle – Israelis und Palästinenser – eröffnen können.