Über drei Millionen Menschen leiden an „Online-Dating-Burnout“

Swipen, matchen, flirten: Dating-Apps zu nutzen, kann einfach und erfreulich sein. Zunehmend beklagen Nutzerinnen und Nutzer jedoch auch negative Auswirkungen. Nun wird erstmals das “Online-Dating-Burnout” erforscht.
Swipen, matchen, flirten: Dating-Apps zu nutzen, kann einfach und erfreulich sein. Zunehmend beklagen Nutzerinnen und Nutzer jedoch auch negative Auswirkungen. Nun wird erstmals das "Online-Dating-Burnout" erforscht.

–Symbolfoto:Oliver Peters/Pixabay

Zwölf bis 14 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer von Dating-Apps leiden unter Burnout-ähnlichen Symptomen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Kölner Psychologieprofessorin Wera Aretz. Das Thema dürfe nicht kleingeredet werden, mahnte sie im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Umgerechnet auf die Zahl derjenigen, die entsprechende Angebote nutzten, betreffe das Problem zwischen 3,2 und 3,7 Millionen Menschen.

Die Symptome seien vergleichbar mit einem klassischen Burnout, etwa durch berufliche Überlastung. So schilderten Betroffene, sich erschöpft, müde oder überanstrengt zu fühlen. “Andere sagen: Seitdem ich Online-Dating ausübe, bin ich den Menschen gegenüber gleichgültig geworden. Es interessiert mich nicht wirklich, was aus diesen Kontakten wird”, so Aretz. Mitunter sinke auch die Konzentration; Profile und Nachrichten würden nur flüchtig erfasst.

An einer Online-Befragung der Fresenius-Hochschule hatten sich den Angaben zufolge gut 2.600 Personen beteiligt, davon rund die Hälfte aktiv Nutzende von Online-Dating. Die Plattformen seien die Nummer Eins unter den Orten, an denen Paare sich heute kennenlernten, erklärte die Psychologin. “Davon profitieren insbesondere diejenigen, die beruflich stark eingebunden sind.”

Rund 40 Prozent derjenigen, die online daten, bezeichneten sich selbst indes nicht als Single. “Das Phänomen gab es früher schon, aber über die Plattformen ist es einfacher geworden. Der Suchradius hat sich gewissermaßen erhöht”, sagte Aretz. Bei den Nutzenden von Dating-Portalen sei der Anteil von Personen mit ängstlich-vermeidendem Bindungsstil höher als bei denjenigen in einer Beziehung: “Das heißt, diejenigen suchen zwar Nähe und Kontakt, wenn dies dann aber eintritt, können sie es nicht gut ertragen und genießen, verlassen diese Konstellation also auch schneller wieder.”