Das Zeugnis der neuen Generation vermitteln

In St. Mauritius wird ein Film über den hingerichteten Widerstandskämpfer Nikolaus Groß uraufgeführt. 
Ferienprojekt auf den Spuren von Nikolaus Groß

Die Nikolaus-Groß-Statue in der Kirche St. Mauritius Niederwenigern. Foto: Nikolaus Groß
Niederwenigern e.V.

Hattingen – Bereits vor gut zehn Jahren hat Robert Groß (62), Enkel von Nikolaus, Groß, die damals noch lebenden Kinder des NS-Widerstandskämpfers und den Historiker Jürgen Aretz befragt und dabei professionell gefilmt. „Mir ging es bei den damals geführten Interviews um die ,Konservierung der Erinnerungen‘ meiner damals schon recht betagten Onkel und Tante“, sagt Robert Groß, der als Medienproduzent arbeitet.

Daraus ist nun der zwölfminütige Kurzfilm „Der Abschiedsbrief“ entstanden. Er wird am kommenden Dienstag, 23. April (18 Uhr), zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. „Darüber hinaus plane ich einen längeren Film zum Thema Haltung und Widerstand und ,Der Abschiedsbrief‘ ist ein Teil davon“, berichtet Groß im Vorfeld der Premiere. Die Interviews mit seinen Verwandten umfassten insgesamt rund 120 Filmstunden, die er noch weiter auswerten möchte.

„Im Glauben nicht erschüttert“

In dem Film kommt unter anderen Marianne Reichartz (geb. Groß) zu Wort, die bei der Hinrichtung des Vaters 17 Jahre alt war. Sie berichtet über den Glauben ihrer Mutter. „Mutter war durch den Tod unseres Vaters im Glauben nicht erschüttert“, betont sie. Elisabeth Groß musste nach dem Verlust ihres Mannes mit der verbleibenden großen Familie ihr Leben im zerstörten Köln meistern. 

Robert Groß wird – wie ein weiterer Enkel, Thomas Groß – bei der Premiere vor Ort sein. Außerdem wird Jürgen Aretz in seinem Vortrag „Nikolaus Groß – Zur Aktualität eines vor fast 80 Jahren ermordeten Seligen“ zu Beginn der Veranstaltung, den Bogen zu aktuellen Themen spannen. 

Künftig wird der Film vom Nikolaus-Groß-Museum in Niederwenigern eingesetzt, um über das Leben und Wirken des 2001 selig gesprochenen Nikolaus Groß zu informieren. „Dabei geht es um menschliche Fragen“, erklärt Stefan Hülsdell vom Museumsverein. 

Jugendliche haben viele Fragen

„Wenn ich mit 15- und 16-jährigen in der Schule über die NS-Zeit und die Persönlichkeit von Nikolaus Groß spreche, spreche ich zuerst eine Stunde über den Widerstand. Und dann geht es um das Leben und Wirken des Nikolaus Groß“, berichtet  Hülsdell. „Schülerinnen und Schüler fragen aber auch nach einem Zwiespalt zwischen dem herausfordernden Einsatz im Widerstand und der Zeit, in der der Vater der Familie nur begrenzt zur Verfügung stand.“ In weiteren Fragen der Jugendlichen gehe es oft auch darum, warum sich Engagement für einen letztlich gescheiterten Widerstand trotzdem lohne.

„Ähnliche Fragen stellen auch die Groß-Kinder im Film und geben darauf jeweils sehr authentische und persönliche Antworten“, erläutert Hülsdell. Damit führe der Film „hinein in die entscheidenden Fragen des alltäglichen Lebens im Krieg und die Zeit unter dem Menschen verachtenden Regime sowie um das Zeugnis der Eltern Groß.“ Der Verein wolle das wichtige Zeugnis von Groß im Dialog mit vielen Menschen vermitteln.

Thomas Groß ist Sprecher eines Netzwerkes aktiver Gruppen und Menschen, die in ganz NRW das Erbe des Seligen lebendig halten wollen. Beinahe ein Vierteljahrhundert nach der Seligsprechung ruft der 64-Jährige Enkel zur Wachsamkeit auf: „So – und eben auch in digitalen Formaten und dem Film – müssen wir an die Öffentlichkeit treten. Dann können wir die Geschichte des Widerstands und das Zeugnis von Nikolaus Groß für seinen Glauben, für Demokratie und Würde weitertragen. 

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  • Die Filmpremiere beginnt in Niederwenigern in der Kirche St. Mauritius, am Domplatz 7, um 18 Uhr (Einlass 17.30 Uhr).