Bischof Neymeyr: Menschenwürde schützen – heute nötiger denn je

Der katholische Bischof von Erfurt, Ulrich Neymeyr, ruft zur Verteidigung der Menschenwürde in all ihren Facetten auf – vom Anfang bis zum Ende des Lebens.
Bischof Neymeyr: Menschenwürde schützen - heute nötiger denn je

Bischof Ulrich Neymeyr (Foto: Bistum Erfurt/Ulrich Koch)

Der katholische Bischof von Erfurt, Ulrich Neymeyr, ruft zur Verteidigung der Menschenwürde in all ihren Facetten auf – vom Anfang bis zum Ende des Lebens. Zum bevorstehenden 75. Jahrestag des Grundgesetzes müsse der Satz von der unantastbaren Würde des Menschen in Artikel 1 verteidigt werden – „erst recht von uns Christen“. Das sagte Neymeyr am Donnerstag bei der Männerwallfahrt des Bistums Erfurt an der Wallfahrtsstätte Klüschen Hagis im Eichsfeld.

Gerade der erste Artikel im Grundgesetz sei eine Lehre aus der Nazi-Diktatur, in der die Würde vieler Menschen mit Füßen getreten worden sei: „Juden, Sinti und Roma, Behinderte, Homosexuelle, Menschen mit anderer Hautfarbe, sie galten nicht als Menschen. Ihnen wurde eine Nummer auf den Arm tätowiert. Die Menschenwürde wurde ihnen abgesprochen.“

„Heiliges“ Asylrecht vor Missbrauch schützen

Neymeyr nannte mehrere konkrete Beispiele zum Thema Menschenwürde. Als erstes ging er auf die Würde Geflüchteter ein. Diese müsse man „wie Menschen behandeln und über sie reden wie über Menschen“. Dazu gehöre auch, das Asylrecht zu verteidigen: „Es ist ein heiliges Recht und muss vor Missbrauch geschützt werden“.

Der Bischof rief zudem auf, sich für die Würde von Menschen mit anderer Hautfarbe einzusetzen und dafür, dass alle Menschen ihren Lebensunterhalt selbst verdienen können. Darüber hinaus ging er auf das Thema Lebensschutz ein und betonte: „Wir müssen auch um die Würde des Menschen von Anfang bis zum Ende seines Lebens kämpfen.“ Für die Kirche gebe es hier keine abgestufte Menschenwürde: „Der Lebensschutz fängt damit an, einen werdenden Menschen willkommen zu heißen, auch wenn er kein Wunschkind ist.“

Motive der Politik beim Kampf gegen Abtreibung hinterfragen

Mit Blick auf die Politik ergänzte Neymeyr, jeder Christ müsse sich fragen, „wer in der Politik unseres Landes für Lebensschutz und für das Verbot der Abtreibung steht“. Er rief dazu auf, die Motivation mancher Politikerinnen und Politiker kritisch zu hinterfragen, ohne dabei die AfD konkret zu nennen: „Geht es ihnen um die ungeborenen Kinder oder um den deutschen Volkskörper, dem durch Abtreibungen jährlich mehr als 100.000 nicht geborene Kinder fehlen?“

Mit Blick auf die katholische Kirche ergänzte der Bischof, auch sie müsse dazu lernen – etwa wenn es um die Würde von Menschen mit anderer sexueller Orientierung oder Identität gehe. Hinzu komme, dass Menschen, die sich ihrer eigenen sexuellen Identität nicht sicher seien, Akzeptanz brauchten.