Steinmeier beim Katholikentag: Lob und kritische Fragen

Zum Auftakt des Katholikentags in Erfurt hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den großen Vertrauensverlust der Kirchen bedauert.

Frank-Walter Steinmeier. –Foto: © Gints IvuskansDreamstime.com

Zum Auftakt des Katholikentags in Erfurt hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den großen Vertrauensverlust der Kirchen bedauert. „Man muss wohl von einer epochalen Veränderung sprechen“, sagte er bei der Eröffnung am Mittwoch laut Manuskript. Zugleich stellte er an die Adresse der Kirchenoberen kritische Fragen nach einer kompetenten Begleitung von Menschen, die nach Sinn suchen.

Seit Jahren registrieren die beiden großen Kirchen in Deutschland eine beispiellose Welle an Austritten. Steinmeier verwies auf Gründe „wie die fürchterliche Tatsache des massenhaften Missbrauchs und besonders der langen Geschichte seiner Vertuschung“.

Erstmals in Erfurt

Erstmals findet der Katholikentag in Erfurt statt. In den östlichen Bundesländern sind Christen eine kleine Minderheit. Ausgerechnet dort stärkt Steinmeier ihnen den Rücken. Trotz des epochalen Vertrauensverlusts der Kirchen tragen Christen nach seiner Ansicht weiterhin stark zum Zusammenhalt in Deutschland bei. „Das ist für unsere ganze Gesellschaft ein Glück“, betonte das Staatsoberhaupt.

Allerdings gebe es in weiten Teilen der Gesellschaft eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber dem Religiösen und dem, was über das Leben hinausweise. Dazu fragte der Präsident kritisch: „Geben die Kirchen hier zu wenig Anstoß? Ist ihre Botschaft zu leise, zu blass, zu wenig profiliert?“

Und weiter sagte Steinmeier mit Blick auf Menschen, die auf der Suche nach Sinn und Richtung seien: „Finden diese ernsthaft Suchenden überzeugende Antworten, finden sie geistliche Kompetenz, finden sie empathische Begleitung in unseren Gruppen, Gemeinden und Initiativen?“

„Für ganze Gesellschaft ein Glück“

Gerade engagierte Katholiken gehörten „zu den großen Stützen unseres demokratischen und freiheitlichen Gemeinwesens“, betonte das Staatsoberhaupt. Aus ihrem Glauben heraus stellten sich Christen heute entschieden gegen Extremisten und Feinde der Demokratie. Der vielfältige Einsatz von Christen trage stark zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Dies gelte besonders für den Einsatz etwa für Arme, Einsame, Kranke oder Süchtige. „Das ist für unsere ganze Gesellschaft ein Glück“, so Steinmeier. „Ich bin mir sicher, dass immer noch sehr viel Gutes von den Christen unseres Landes ausgeht.“

kna