Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat beim Katholikentag in Erfurt für eine andere Debattenkultur geworben.
Erfurt – Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat beim Katholikentag in Erfurt für eine andere Debattenkultur geworben. Bei einer Diskussion zur Zukunft der Landwirtschaft sagte der Agrarminister am Freitag: „Wir hören uns nicht mehr zu, wir unterstellen dem anderen alles Böse dieser Welt.“ Ein Gespräch setze aber voraus, dass auch der andere Recht haben könnte. Er wünsche sich eine bescheidenere Haltung und Neugierde, erklärte Özdemir.
Als Beispiel nannte Özdemir unter anderem eine Aussage des früheren Präsidenten des FC-Bayern, Uli Hoeneß. „Özdemir will mir den Zucker aus den Kaffee nehmen“, habe Hoeneß demnach gesagt. Der Grünen-Politiker beklagte: „Das ist so symptomatisch für diese Zeit, in der wir leben. Wir hören uns nicht mehr zu.“ Er selbst bleibe aber hartnäckig, gut gelaunt und mit „ausgestreckter Hand“. Eine neue Ernährungsstrategie der Bundesregierung hat zum Ziel, dass im Essen von Kitas und Kantinen weniger Zucker, Fett und Salz vorhanden ist.
Mit Blick auf den Umbau der Landwirtschaft zitierte Özdemir – der nach eigenen Angaben zwar Muslim, aber nicht praktizierend ist – ein Jesus-Wort: „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben.“ Es müsse darum gehen, dass aus den unterschiedlichen Interessen von beipsielsweise Lebensmitteleinzelhandel und Landwirten ein gemeinsames Interesse formuliert werde. „Das geht nur, wenn wir einen Minimalkonsens definieren“, so der Agrarminister. Der Konsens müsse lauten, dass es ohne Klima- und Artenschutz sowie ein auskömmliches Wirtschaften der Landwirte keine Zukunft der Agrarwirtschaft geben könne. Özdemir warnte: „Wenn wir ein Ziel höher priorisieren als die anderen, werden alle drei verlieren.“