Medizinethiker Maio für andere Finanzierung von Krankenhäusern

In der Debatte um eine Krankenhausreform fordert der Freiburger Medizinethiker Giovanni Maio einen radikalen Systemwechsel.
Medizinethiker Maio für andere Finanzierung von Krankenhäusern

–Symbolfoto:visionart.av/pexels

 In der Debatte um eine Krankenhausreform fordert der Freiburger Medizinethiker Giovanni Maio einen radikalen Systemwechsel. Die Finanzierungsregeln im Gesundheitswesen, etwa das Abrechnen nach Fallpauschalen, hätten „fatale Fehlanreize“ gesetzt und stünden einer „humanen Medizin“ entgegen, sagte Maio am Freitag der Zeitschrift „Publik Forum“.

So seien überflüssige OPs finanziert und an der „Beziehungszeit“ zwischen Mediziner, Pflegekräften mit den Patienten gespart worden. Er kritisierte, dass die Politik nicht den Mut habe, die erkannten Fehler zu korrigieren und zu einem echten Systemwechsel zu gelangen.

„Medizin ist professionelle Sorge und kein Gewerbe. Heilberufe sind dafür da, angewiesenen Menschen zu helfen, nicht um Erlöse zu optimieren“, sagte Maio. Er forderte eine Abschaffung der Fallpauschalen. Kliniken müssten die Behandlungen, die medizinisch geboten sind, vollständig bezahlt erhalten. Der Ethiker sagte, die Politik müsse entscheiden, welche Kliniken wo nötig sind – „und das nicht ökonomischen Zahlen überlassen“.

Bei seiner Krankenhausreform will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auch die Vergütung der Kliniken umstellen. Bislang werden sie ausschließlich nach festen Pauschalen je Erkrankung bezahlt. Das hat dazu geführt, dass lukrative Behandlungen wie Hüft- oder Knieoperationen besonders häufig durchgeführt wurden. Geburtsstationen oder Medizin für Kinder rentierten sich für viele Krankenhäuser dagegen nicht mehr, weil sie viel Personal und Technik vorhalten mussten, aber wenig Behandlungsfälle hatten. Künftig will Lauterbach, dass nur noch 40 Prozent der Vergütungen über Fallpauschalen erfolgen – und 60 Prozent über sogeannte Vorhaltepauschalen, mit denen allein das Bereithalten von Personal und Technik honoriert wird.

kna