Schuldnerberatung: Caritas startet Pilotprojekt

Die Caritas startet an zehn Standorten startet ein Pilotprojekt, mit dem sie die Beratung von verschuldeten Menschen durch eine gezielte Einbindung Ehrenamtlicher ausbauen will.
Schuldnerberatung: Caritas startet Pilotprojekt

Bundesverbraucherschutzminsiterin Stoffi Lemke –Foto: BMUV/Steffi Lemke

Berlin – Die Caritas geht neue Wege in der sozialen Schuldnerberatung: An zehn Standorten startet ein Pilotprojekt, mit dem der Wohlfahrtsverband die Beratung von verschuldeten Menschen durch eine gezielte Einbindung Ehrenamtlicher ausbauen will. Dies kündigte die Caritas in einer Mitteilung am Donnerstag an. Das Projekt, das durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert wird, ermöglicht es der Caritas und anderen Wohlfahrtsverbänden, ihre Beratungsangebote für verschuldete Menschen zu stärken und weiterzuentwickeln. Ehrenamtliche sollen laut Mitteilung gezielt eingesetzt werden, um Hauptamtlichen eine Fokussierung auf die Beratung zu ermöglichen. Vom Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Schuldnerberatung werden wichtige Impulse sowohl für die Mitarbeitenden als auch für die Beratungsarbeit erwartet.

Steffi Lemke, Bundesverbraucherschutzministerin sagte heute in ihrem Grußwort anlässlich der Auftaktveranstaltung des Projektes: „Schulden sind für Betroffene eine enorme Belastung. Die Schuldnerberatungsstellen helfen betroffenen Menschen, einen Ausweg aus der Überschuldung zu finden. Gemeinsam mit dem Deutschen Caritasverband wollen wir als Verbraucherschutzministerium die wertvolle Arbeit der Schuldnerberatung stärker und noch effizienter machen. Dieses Projekt soll das Zusammenwirken zwischen freiwillig und hauptberuflich Engagierten weiter verbessern. Dabei begleiten ehrenamtliche Mitarbeiter überschuldete Menschen, um dauerhaft ein Leben ohne Schulden führen zu können. Durch das ehrenamtliche Engagement werden die hauptberuflichen Kräfte bei ihrer Arbeit unterstützt und haben so mehr Zeit für die unmittelbare Beratung.“

Bitterer Teufelskreis

Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, ergänzte: „Schulden können der Anfang eines bitteren Teufelskreises werden, wenn sie den Menschen über den Kopf wachsen. Erdrückende Rückzahlungsverpflichtungen, stapelweise Mahnbriefe, dauerhafter Ärger mit dem Partner, Ängste der Familie und Schlafstörungen sind typisch für einen Prozess, den zu stoppen ohne Hilfe Dritter nicht gelingt. Empathie und Sachverstand ist das, was die Berater und Beraterinnen in dieser Situation mitbringen sollten. Wir freuen uns, dass wir mit dem vom Verbraucherschutzministerium geförderten Projekt qualifizierte ehrenamtliche Mitarbeitende in unser professionelles Schuldnerberatungsangebot einbinden können – in einer Zeit, in der immer mehr Menschen Rat und Hilfe bei drohender Überschuldung brauchen. Unsere Teams von Haupt- und Ehrenamtlichen verbinden individuelle Ansprache und breite Kompetenz. Viele Ehrenamtliche haben einen beruflichen Hintergrund, dessen Know-How perfekt passt. Im Rahmen des Projektes sprechen wir Ehrenamtliche gezielt an und schaffen die Voraussetzungen für nachhaltig gelingende Zusammenarbeit.“

Das Projekt „Engagiert in der Schuldnerberatung: Stärkung der sozialen Schuldnerberatung durch den Einsatz freiwillig Engagierter“ wird über drei Jahre vom Verbraucherschutzministerium mit einem Volumen von rund 2 Mio. Euro gefördert. Die Caritas ist Träger und mit sieben Standorten an dem Projekt beteiligt. Diese sind Fulda, Münster, Garmisch-Partenkirchen, Dresden, Trier/Bitburg, Köln und Ibbenbüren. Daneben gibt es drei weitere Standorte, an denen das Projekt umgesetzt wird: Köthen (AWO), Nürnberg/Nürnberger Land (ISKA/AWO) und Hamburg (Diakonie).

Das Projekt soll Impulse in zweierlei Richtung geben: Die Co-Produktion von freiwilligem und beruflichem Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege wird hier umgesetzt und soll perspektivisch weiterentwickelt werden. Dies Co-Produktion, so das Ergebnis einer aktuellen Studie der Caritas, stiftet Zusammenhalt und macht die positiven Auswirkungen eines funktionierenden Sozialstaats erlebbar.

Leitfaden soll entwickelt werden

Durch die Unterstützung von Freiwilligen können überschuldete Verbraucherinnen und Verbraucher während und nach der Beratung in der Schuldnerberatungsstelle Hilfe erhalten. Zu den Aufgaben von Freiwilligen können z. B. das (Vor)Sortieren von Unterlagen, die Unterstützung bei Hilfebedarf(en) sowie die Begleitung bei Behördengängen u. ä. gehören. Ehrenamtliches Engagement kann Betroffene nachhaltig unterstützen, ein dauerhaftes Leben ohne Schulden zu führen, in dem nicht nur vor und während des Beratungsprozesses, sondern auch danach Hilfe angeboten wird (schuldenpräventiver Ansatz). Zudem können hauptberufliche Kräfte in den Beratungsstellen entlastet werden, um mehr Zeit für die unmittelbare Beratung zu gewinnen.

Dadurch soll die soziale Schuldnerberatung gestärkt werden. Denn mit dem Anstieg von Krisen ist auch die Gefahr von Ver- und Überschuldung gestiegen. So haben z.B. die Pandemie sowie steigende Energie- und Lebenshaltungskosten zu komplexeren Beratungen und einer höheren Nachfrage geführt, die durch den Fachkräftemangel noch verstärkt wird. Aus den Erfahrungen des Pilotprojekts sollen ein Leitfaden sowie Module für die Gewinnung, Qualifizierung und Begleitung der freiwillig Engagierten entwickelt werden, die anderen Schuldnerberatungen als Vorlage dienen können.