Notarzt fährt besonders oft in Wohngebiete mit hoher Arbeitslosigkeit

Bochum – Wie sehr sich die soziale und wirtschaftliche Situation von Menschen sich auf ihre Gesundheit auswirkt, belegt eine neue Studie. So wird in Wohngebieten mit hoher Arbeitslosigkeit wird der Notarzt viel häufiger gerufen als in anderen Vierteln. Diesen Zusammenhang ergibt eine Auswertung aller Notarzteinsätze in der Stadt Bochum in den Jahren 2014 und 2015 gezeigt. Die Ergebnisse der Studie, die Privatdozent Dr. Christoph Hanefeld, Direktor der Inneren Medizin im katholischen St. Elisabeth Hospital Bochum leitete, sind im Deutschen Ärzteblatt vom 26. Januar 2018 veröffentlicht. Besonders aussagefähig seien bei diesen Einsätzen Herz- und Lungenerkrankungen sowie Schlaganfälle.

Privatdozent Dr. Christoph Hanefeld (Foto: Katholisches Klinikum Bochum)

Wie sehr sich die soziale Situation von Menschen wirkt sich auf ihre Gesundheit auswirkt, belegt eine neue Studie

Bochum – Wie sehr sich die soziale und wirtschaftliche Situation von Menschen sich auf ihre Gesundheit auswirkt, belegt eine neue Studie. So wird in Wohngebieten mit hoher Arbeitslosigkeit wird der Notarzt viel häufiger gerufen als in anderen Vierteln. Diesen Zusammenhang ergibt eine Auswertung aller Notarzteinsätze in der Stadt Bochum in den Jahren 2014 und 2015 gezeigt. Die Ergebnisse der Studie, die Privatdozent Dr. Christoph Hanefeld, Direktor der Inneren Medizin im katholischen St. Elisabeth Hospital Bochum leitete, sind im Deutschen Ärzteblatt vom 26. Januar 2018 veröffentlicht. Besonders aussagefähig seien bei diesen Einsätzen Herz- und Lungenerkrankungen sowie Schlaganfälle.

„Es zeigte sich, dass die notärztliche Einsatzrate in sozial benachteiligten Stadtteilen signifikant erhöht ist. Hier wird eine gesamtgesellschaftliche Problematik erkennbar, die bei der Rettungsdienstorganisation konkret berücksichtigt werden sollte“, erklärte Hanefeld. So müssten einerseits die notärtzlichen Ressourcen und Kapazitäten den Erfordernissen angepasst werden. „Das ist das, was man kurzfristig tun kann“, sagte Hanefeld. Andererseits müsse auf die Ursachen geschaut werden. Während ein Zusammenhang zwischen chronischen Erkrankungen und der sozialen und wirtschaften Lage von Menschen bereits länger wissenschaftliche belegt sei, schließe die Studie nun eine Lücke für den Bereich der Akut-Erkrankungen. „Wir haben das immer vermutet, mit der Studie können wir es belegen“, sagte Hanefeld.

„Ich bin überrascht, wie extrem eng dieser Zusammenhang ist“, sagte Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch. Der Leiter der Abteilung für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie an der Ruhr Universität Bochum (RUB) war für die statistische Auswertung zuständig. „Das hatte ich nicht erwartet. So deutlich wurde das noch nie gezeigt.“ Studien, die den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Notarzteinsätzen und wirtschaftlichen Bedingungen zum Inhalt hatten, gab es in den vergangenen zehn Jahren nicht. In dieser Zeit hat die Zahl der Rettungsdiensteinsätze in Deutschland stark zugenommen.

Negative Folgen der Arbeitslosigkeit

„Akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind ein häufiger Grund für Notarzteinsätze. Es muss unbedingt weiter erforscht werden, warum sie in sozial benachteiligten Gebieten so viel häufiger vorkommen und wie sich dies verbessern lässt“, betont Prof. Dr. Andreas Mügge, Mitautor der Studie und Direktor der Kardiologischen Klinik im katholischen St. Josef-Hospital, einem Klinikum der RUB. Mutmaßungen über die Gründe für die häufigen Notarzteinsätze in Vierteln mit hoher Arbeitslosigkeit stellt Privatdozent Dr. Thomas Lampert an. Der Mitautor der Studie ist Leiter des Fachgebietes Soziale Determinanten der Gesundheit am Robert-Koch-Institut. „Arbeitslosigkeit verursacht Stress und Zukunftsängste. Sie geht mit einem ungesünderen Gesundheitsverhalten einher, was sich zum Beispiel in Bezug auf den Tabak- und Alkoholkonsum, die Ernährungsweise und die körperliche Aktivität zeigt. Dem entspricht ein etwa zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko für Krankheiten und Gesundheitsbeschwerden. Dies gilt auch und gerade für Krankheiten, die Notarzteinsätze erforderlich machen“, so Lampert.

Erfasst wurden den Angaben zufolge sämtliche 16.767 Notarzteinsätze der Stadt Bochum in den Jahren 2014 und 2015. An der Studie waren Forscher des Klinikums der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sowie des Robert-Koch-Instituts beteiligt. Um eine Zuordnung zur Wohnumgebung und der dort herrschenden wirtschaftlichen Situation herzustellen, konzentrierten sich die Forscher anschließend auf jene 12.198 Fälle, in denen der Ort des Notarzteinsatzes dem Wohnort des Patienten entsprach.

spe
Näheres zur Studie unter:
https://www.aerzteblatt.de/archiv/195862/Soziale-Unterschiede-bei-de

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