„Es ist schon zehn nach zwölf“
Sie sind das Warten satt – und sie streiken solidarisch für ihre Kirche: die Frauen in Weiß. Der von Heilig Kreuz in Münster angestoßene Kirchenstreik prägte in dieser Woche auch Gemeinden und viele Menschen im Bistum Essen. Frauen demonstrierten zum Beispiel in Gladbeck, Essen, Oberhausen, Kierspe und Wattenscheid. Sie demonstrierten für ihren Glauben.

Protestaktion vor der Kirchen St. Maria Magdalena in Wattenscheid-Hontrop am 12. Mai (Foto: Wilmes)
„Denkt an die Opfer“ – „Kein Pflicht-Zölibat“ – „Wieviele tausend Missbräuche?“ – „Saubere Kirche?“ Aufforderungen und Fragen auf weißen Stoffbahnen – der Farbe des Streiks –, die Gläubige an der Herz-Jesu-Kirche in Burgaltendorf empfangen. Aktive der Initiative „#Nicht mit uns“ haben dort zum Kirchenstreik aufgerufen. „In der Kirche finden nur die Gottesdienste statt“, erklärt Anne Gerbracht, die nicht nur an der Initiative beteiligt, sondern auch Mitglied des Gemeinderates ist. Weitere Angebote und Veranstaltungen wie die für den 19. Mai geplante Tauferinnungsfeier seien in der Streikwoche abgesagt beziehungsweise verschoben worden.
Die Verantwortlichen der Initiative haben zu Gespräch, Austausch und Gebet vor der Kirche eingeladen – parallel zum Sonntagsgottesdienst. Rund 60 Menschen sind dem Aufruf an diesem Morgen gefolgt, zahlreich sind trotzdem noch die Gläubigen, die den Gottesdienst besuchen. Diejenigen, die sich vor der Kirche einfinden, wollen die Initiative bewusst unterstützen und sich für Veränderungen in der Kirche einsetzen.

Frauen protestieren in Kierspe (Foto: privat)
Einer von ihnen ist Gemeindemitglied Karl Grobbel: „Man muss mit diesen Themen ernsthaft umgehen“, sagt er 56-Jährige. „Wir verspielen sonst unsere Glaubwürdigkeit.“ Er hofft auf weitergehende Impulse durch den Streik, den er nicht als Revolution erlebt, sondern als einen Anstoß und eben einen Beginn für Veränderung. Schließlich möchte er sich mit seiner Beteiligung nicht von der Kirche abwenden. Ganz im Gegenteil zieht er viel für sich aus dem Leben in der Gemeinde. An diesem Sonntagmorgen hat auch er die Unterschriftenliste unterschrieben, die bisher von mehr als 400 Menschen unterzeichnet wurde. Bei der Gemeindewallfahrt zum Essener Dom am 30. Juni soll diese mit einem offenen Brief an die Deutsche Bischofskonferenz an Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck übergeben werden.
Nach einer Klausurtagung im November hatte sich der Gemeinderat intensiv mit der Situation der Kirche in Deutschland beschäftigt und im Dezember zu einem ersten Gesprächsabend eingeladen. Dieser hatte großen Zuspruch erfahren. Bei einem zweiten Abend bildete sich dann die Gruppe der Aktiven. Diese beteiligt sich auch an der Aktion Maria 2.0, möchte mit der Initiative und dem offenen Brief zusätzlich weitere Schwerpunkte setzen. In dem Brief fordern die Mitstreiter mit Blick auf den Missbrauchsskandal unter anderem Zeichen glaubwürdiger Reue und Demut, Respekt vor dem Rechtsstaat und somit eine lückenlose Aufklärung vorliegender Fälle. Zudem fordern sie eine „Kirche, die der Nachfolge Jesu Christi würdig ist“. Dazu gehöre eine Gewaltenteilung innerhalb der kirchlichen Strukturen, ein gleichberechtigter Zugang von Frauen zu allen Ämtern und das Ende einer schulbeladenen Sexualmoral.
Sorge, dass die Kirche den Bach runter geht
Stephanie Eichmann (38) begrüßt es, dass sich der Protest nicht nur durch Einzelkämpfer, sondern als Gruppe formiert. Zu ihrer Gemeindekirche ist sie an diesem Morgen bewusst mit einem weißen Schal erschienen, um die Initiative auch optisch zu unterstützen. Als Frau ist ihr die Gleichberechtigung weiblicher Gläubiger wichtig. Doch liegt ihr allem daran, dass „generell etwas passiert“. Rege sind die Diskussionen vor der Herz-Jesu-Kirche, vielfältig die vorgebrachten Argumente, die für die Krise in der Kirche sorgen. Dr. Ulrich Keuter, Frauenarzt und Psychotherapeut, spricht sich deutlich gegen den Zölibat aus. In seiner praktischen Tätigkeit habe er mehrere Priester wegen Sexualkonflikten behandelt. Sein Gesprächspartner Günter Koch sieht dagegen weniger den Zölibat als Problem. Für ihn sind es vor allem die Machtstrukturen in der Kirche, die sich ändern müssen.
„Wir haben Sorge, dass Kirche den Bach runtergeht“, warnt Katrin Nauber-Happel von „#Nicht mit uns“ und erinnert an die kürzlich veröffentlichte Studie des „Forschungszentrum Generationenverträge“ der Universität Freiburg, die der Katholischen und Evangelischen Kirche in Deutschland bis 2060 eine Halbierung ihrer Mitgliedszahlen prognostiziert. Nach der Streikwoche wollen sich die Beteiligten der Initiative zusammensetzen und überlegen, wie es weitergehen soll. Fest geplant ist ein Gedenkgottesdienst für die Opfer des Missbrauchs. In dem offenen Brief heißt es: „Die Geduld der Gläubigen ist zu Ende“. Aber auch „Wir werden nicht austreten, sondern gemeinsam mit vielen anderen in Deutschland den Druck der Basis aufrechterhalten und verstärken“. Katrin Nauber-Happel betont: „Wir wollen unsere Kirche schließlich behalten.“
„Es ist schon zehn nach zwölf“, sagt die Oberhausenerin Irmtraud Köster. Und deshalb beginnt die Andacht, zu der sich vor der St.-Clemens-Kirche in Sterkrade am Samstagmittag gut 50 Christinnen und einige wenige solidarische Christen genau zu dieser Uhrzeit. Ihre Mitstreiterin Margarete Küper-Ekers betont: „Wir Frauen lieben Kirche, aber nicht so, wie sie momentan ist.“ Jesus habe sich bekanntlich als „Wort Gottes“ bezeichnet. Und so heißt es in einem Gebet am Samstag: „Wenn eine Frau das Wort geboren hat, warum sollten Frauen dann das Wort nicht von der Kanzel künden?“ Den Text mit dem Titel „Frauenfragen“ hat schon vor Jahren Pater Andreas Knapp verfasst. Und er wird in diesen Tagen bei vielen Veranstaltungen zu Maria 2.0 verlesen, vorgetragen. „Wenn eine Frau den Jüngern als Apostolin vorausging, warum sollten Frauen dann zur Apostelnachfolge nicht auch gerufen sein?“
Orgelmusik und der Klang von Alphörnern dringt aus der Kirche als davor die Frauen zu Gitarrenklängen singen. „Sende deinen Geist“. Mit den Musikern der Reihe „Orgelpunkt 12“ haben die Frauen im Vorfeld gesprochen. „Sie haben Verständnis für unser Aktion“, sagt Köster. „Wir haben bewusst darauf verzichtet, Messen zu bestreiken, aber die Überschneidung mit dem Konzert konnten wir nicht vermeiden“, sagt sie. Das Wort Boykott findet sie kontraproduktiv für die Aktion, und ein Streik, ein Bestreiken der Messe, wäre auch nicht allen zu vermitteln gewesen. Aber sie wollten ein klares Zeichen für ihre Anliegen setzen.
Dass sich freilich nicht alle mit den Frauen solidarisieren wollen, ist auch vor der Kirche schnell zu bemerken, als Konzertbesucher die Kirche verlassen. Eine ältere Dame schaut sich interessiert um, folgt aber letztlich dem Willen ihres Mannes, der einfach weitergeht und mehrmals ruft: „Komm jetzt!“. Ein anderer Mann tritt mit der Bemerkung vor die Kirche: „Das ist hier also die Gegenveranstaltung.” Und während seine Frau das Vaterunser mitspricht, bleiben seine Lippen verschlossen, schaut er mit verschränkten Armen auf die Frauen, die unterhalb der Kirchentreppe versammelt sind.
Dass in den aktuellen Gemeindenachrichten Pastor Michael Danne einen längeren Kommentar zu Maria 2.0 veröffentlicht, versteht Köster „als einen offenen Affront“, als eine Form überkommener klerikaler Machtdemonstration. In diesen Tagen, so heißt es dort gleichsam von der Kanzel herab, würden „oftmals die Fragen der ‚Würde der Frau‘ und der dogmatisch nicht nachvollziehbaren Frage nach der „Zulassung zum Weiheamt“ gestellt. Auch sei es nicht richtig, dass die Kirche die Frau „in ihrer Eigenart“ nicht würdige. Dann ziert es aus einem Brief von Papst Johannes Paul II., in dem es ziemlich zu Beginn etwa heißt: „Dank sei dir, Frau als Mutter“ und später: „Dank sei dir Frau, dafür, dass du Frau bist.“ Doch den versammelten Frauen geht es nicht darum, „dass die Kirche uns dankt“, sagt Köster. „Wir brauchen einen langen Atem.“ Weitere Aktionen sollen folgen.
Ein Hauch von Kirchentag
In Wattenscheid-Höntrop findet vor der Kirche St. Maria Magdalena mit einem Gottesdienst und einem geschwisterlichen Agape-Mahl statt. „Unsere Kirche ist ziemlich leer. So viel unbesetzte schwarze Stühle gibt es sonst hier bei der Sonntagsmesse nicht“, sagt Janina Liwowski. „Man merkt heute, dass viele Frauen und auch andere fehlen“, sagt die 60-Jährige im Gotteshaus. Sie selbst sei dem Aufruf zum Streik nur deshalb nicht gefolgt, weil es ihr nicht ganz gut ging. So habe sie sich dann doch zur Messe im Inneren der Kirche niedergelassen. Manche sehen das Mess-Streikverhalten kritischer.
Aber das, was später draußen, zwischen den Kirchenportalen und zwei großen Plakaten zu Maria 2.0 Kirchenstreik passiert, ist verbindende Gemeinschaft und Gottesdienst, die Feier des Auferstandenen. Vor Beginn des Geschehens zwischen den Bannern „Wir sind Kirche“ und „Frauen setzen Zeichen“ haben KjG-Aktive den Aufbau der Bänke und weißt gedeckten Tische gestemmt. Junge Blasmusiker und Sängerinnen der gemeindebekannten „Spontis“ sorgen mit ihren Stimmen und Instrumenten für einen Hauch Kirchentagsatmosphäre.
Schließlich geht es hier – wie auch bei manchen Katholiken- und Kirchentagen darum, „die Kirche wachzuküssen“ bei Begeisterung, Gebet und Agape. Für die Feier und das Wachküssen haben die Frauen acht Tage vorher mit 400 Handzetteln auf dem Kirchplatz geworben: „Macht mit!“ Fast 300 Menschen finden sich auf dem Kirchenvorplatz ein – zur Überraschung und Freude der Initiatorinnen. Rasch stellen die KjGler weitere Bänke und weiß gedeckte Tische auf. „Wir alle wollen Zeichen für eine gemeinschaftliche, österliche und nicht klerikale Kirche setzen“, begrüßt eine Sprecherin des rund acht Frauen starken Wortgottesdienstteams. Feiern, Beten und Mahlhalten gehöre dazu. Die Freude, ergänzt sie, dass „an vielen Orten, in den Köpfen und sogar im Hauptfilm der ZDF-Fernsehnachrichten unsere Gedanken für die Kirche Gehör finden, beflügelt“.
In Kyrie-Rufen formulieren andere Frauen leidvolle Erfahrungen und Kritik. Es geht um das Unrecht, was Missbrauchten widerfuhr, um körperliches und seelisches Leid. Die Lektorin ruft Jesu Gedanken in Erinnerung. „Bei Euch soll das und der Missbrauch von Macht nicht so sein.“ Die Frauen und die Gottesdienstteilnehmer erbitten Erbarmen für Arme und Menschen mit gescheiterten Lebensentwürfen. Sie erinnern an deren Ängste. „Und wir erbitten, dass durch neue Wege in der Kirche zukünftig mehr geschieht als durch Verharren im Ist-Zustand.“ Vorbild für Glauben, Vertrauen und Durchhalten seien gläubige Frauen und Männer aus der langen Tradition der Gemeinde. „Auch auf den Spuren der Kirchenpatronin Maria Magdalena und im Geist ihrer beharrlichen Suche und Liebe zu Jesus sind sie der heilenden Botschaft gefolgt.“
Das Evangelium erzählt eine ähnliche Geschichte der Beharrlichkeit im Glauben an Jesus. Trotz einer ersten Ablehnung kämpft die kanaanäische Frau und Mutter einer schwerkranken Tochte darum, auf Jesus, den heilbringenden Mann aus Nazareth, zugehen zu können. Die Heidin vertraute auf den Messias und erfuhr für ihre am Leben verzweifelnde Tochter seine heilbringende Kraft. Höhepunkt des Gottesdienstes und des Festes für eine geschwisterliche Kirche sind dann das Vaterunser, der Friedensgruß und die anschließende Agape, bei der Brot, Wein und Wasser geteilt werden. Die weißgekleideten Frauen verteilen weiße Bänder – Zeichen der Trauer, aber auch der Gemeinschaft und der Hoffnung auf Erneuerung. Während die Menschen sich beim Vaterunser damit verbinden und diese Symbole hochhalten, legen sie sich sie zum Friedensgruß gegenseitig um.
„Umarmen ist anders als den Rücken zukehren“
Vor dem Agape-Mahl hören sie auf dem Kirchplatz Worte, auf die es den Frauen ankommt. „In der gemeinsamen Mahlfeier erfahren wir mit allen Sinnen: ,Gott ist die Mitte – der Auferstandene ist da – anwesend in Brot und Wein und in jedem und jeder von uns, in unserer Gemeinschaft, in unserer Welt.’“
Ortswechsel zur früheren Kirche St. Pius, dem heutigen Wattenscheider Kolumbarium: Während dort die Sprechstunde für Trauernde vergangenen Sonntag in der Streikwoche nicht stattfand, fanden Angehörige und Trauernde beim Gottesdienst für verstorbene Eltern vier Tage später die Kirche sehr wohl als einen angemessenen Ort ihrer Trauer vor. „Wir werden Trauernde nicht alleinlassen“, erläutert Elisabeth Hartmann-Kulla. Zu Beginn und nach dem Segen im Abendgottesdienst werde man aber deutliche Zeichen im Sinn der Streikwoche der Frauen in der Kirche setzen.
Propst bekundet Verständnis für die Aktion
Nach Drucklegung dieser Ausgabe wollten die Frauen in einer Menschenkette die Piuskirche umarmen, erklärt Hartmann-Kulla, früher auch Vorsitzende des kfd-Diözesanverbandes. Geplant war für den Tag, ein 350 Meter langes weißes Kreppband um St. Pius zu spannen. „Wir zeigen, dass wir nicht die Liturgie bestreiken, sondern nur den Raum der Kirche.“ Frauen, so Hartmann-Kulla, die für ihre Kirche einstünden, ließen sich nicht länger ausbremsen. „Wir wollen uns für eine lebendige Kirche vernetzen.“
Vernetzung darüber hinaus und Engagement möglichst vieler Menschen für ihre Kirche auch über diese Aktionswoche hinaus forderten am Sonntagmorgen auch Frauen und Männer in Gladbeck als Reaktion auf eine Andacht unter freiem Himmel. Gebete und Lieder wie „Wo zwei oder drei…“, „Sende aus meinen Geist…“ und „Meine Hoffnung, meine Freude…“ haben neben einer Ansprache von Elisabeth Labas aus dem Frauen-Team Mut gemacht. Vor 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern nimmt die Gladbecker Christin auf die Anliegen der Aktion, auf ausbleibendes öffentliches Verständnis für kirchliches Handeln und zurückgehenden innerkirchlichen Einsatz Bezug: „Wir sind heute diejenigen, denen die Kirche überhaupt noch etwas bedeutet. Wenn wir nicht einen Aufbruch bewirken, werden es die Nachfolgenden nicht mehr tun.“
Über 30 Jahre alt seien die Forderungen nach der Weihe von Frauen und nach der Auflösung des Pflichtzölibates. Das herrschende klerikale System habe den Missbrauch befördert und vielen die Tränen der Scham, der Trauer und der Wut in die Augen getrieben. Deshalb werde der Aufstand der Frauen in Zeiten eines Kirchenzerfalls nicht wie ein Unwetter vorbeigehen. Labas blickte nach vorn: „Vielleicht gelingt uns Frauen das, was Männern bisher nicht gelungen ist: das Steuer des Kirchenschiffs herumzureißen.“ Es gelte, zu den Wurzeln, zu einfachen Dingen, zum Brechen des Brotes und zum Hören auf Jesu Worte zurückzukehren. Da zähle „das stete Bemühen, den Worten der Bergpredigt und des Vater Unsers gerecht zu werden“.
Nach dem Gottesdienst, der trotz des Streikaufrufs gut besucht ist, kommt Propst André Müller zu den Protestierenden und bekundet wie auch der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer Verständnis: „Es geht nicht um Spaltung“, sagt er. Die Initiative sei ein kleiner Schritt hin zu einem nachvollziehbaren Ziel. An diesem Samstag, 18. Mai, findet um 17.30 Uhr vor der Herz-Jesu-Kirche eine weitere Aktion statt.
Gut 40 Christinnen und Christen sind bereits am Samstagnachmittag zu einem Wortgottesdienst in der Kirche St. Josef zusammengekommen. „Es waren auch Christen da, die sich schon von der Kirche abgewandt hatten, durch diese Aktion jedoch angesprochen fühlten“, weiß Mitinitatorin Ulla Uhlmann. Mit dem Gottesdienst, den die Frauen in drei Treffen seit Ende März vorbereitet haben, ist sie zufrieden. „Wir sind Frauen, die sich schon lange aufregen über weltfremde Regeln der Kirche, Ungleichbehandlung von Frauen sowie sexuellen Missbrauch von Kindern, Jugendlichen und auch Ordensfrauen.“
„Wir erleben hier Kritik und Abwehr“
Als sie von der Aktion Maria 2.0 erfuhren, war den Sauerländerinnen klar, dass sie sich beteiligen wollen. Aber sie haben sich bewusst von vornherein gegen einen wortwörtlichen Streik entschieden. Am Samstagnachmittag findet in ihrem Ort nur alle 14 Tage eine Vorabendmesse statt – um so höher bewerten sie das Interesse an ihrem Wortgottesdienst außer der Reihe. „Wir wollen niemanden brüskieren. Wir ziehen hier nicht in den Krieg, sondern haben uns mit unserem Glauben und unserer Hoffnung auf den Weg gemacht“betont sie – und fügt an: „Wir erleben hier Kritik und Abwehr und haben es nicht einfach haben mit unserem Protest“, sagt sie. Ein geplanter Informationsstand nach der Sonntagsmesse habe nicht im Innenhof der Kirche stehen dürfen, sondern musste außen vor bleiben. „Da müssen wir schauen, dass wir ins Gespräch kommen“, sagt sie
Auch für die Frauen in Kierspe ist klar, dass es sich nicht um eine Einwochenaktion handelt kann. Sie brauchen einen langen Atem, das wissen Uhlmann und ihre Mitstreiterinnen. Für den 22. Mai haben sie ihre nächste Aktion um 17 Uhr im Gemeindehaus am Glockenweg geplant und wollen auch darüber hinaus in regelmäßigen Abständen auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Ulla Uhlmann weiß, auch ganz allegemein gesprochen: „Wir Frauen fordern da etwas, was es so noch nicht gegeben hat und was sich manche Priester nicht vorstellen können – und das knabbert teilweise auch an ihrem Selbstverständnis.“
Ulrike Beckmann, Boris Spernol, Ulrich Wilmes