Zum 100. Stadtgeburtstag veranstalten die christlichen Kirchen in Gladbeck einen Stadtkirchentag und sammeln Unterschriften für die Ökumene
Trommler, ein Kabarettist, eine Frau der Kirche, ein Soziologe und ein Staatssekretär. Sie alle präsentieren sich an diesem Samstag auch zum Thema „erfüllt“ öffentlich präsentieren. Zum Thema „erfüllt“? Ist das nicht eher eine Sache persönlicher Wünsche oder eine sehr private Beschreibung von Gefühlen und „Bilanzen“ am Ende eines Lebensabschnittes? „Ja“, sagen Katholiken und Protestanten in Gladbeck. Aber Menschen mit Wünschen, Zielen und ihrem Glauben stehen auch für Leben in der Stadt. So veranstalten die Konfessionen an St. Lamberti und auf der Bühne einen Ökumenischen Stadtkatholikentag.
„Bei dieser gemeinsamen Feier werden wir auch unsere Partnerschaftsvereinbarung zur Ökumene unterzeichnen“, informiert Pastor Jochen Walter aus dem Pastoralteam der großen Stadtpfarrei. Eine Arbeitsgruppe derer, die in St. Lamberti und in der evangelischen Kirchengemeinde Gladbeck Verantwortung tragen, hat diese Erklärung in den vergangenen Monaten entwickelt und erarbeitet. Und auch vor dem Gottesdienst kann jeder persönlich dafür unterschreiben. „Da geht es eher nicht um theologische Dinge, sondern um das, was wir hier als Kirchen in der Stadt und in der Ökumene tun“, erläutert Walter. Zu den Gästen zählt Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen in der Diskussion mit dem katholischen Pastoraltheologen und Soziologen Professor Matthias Sellmann (Bochum) und Staatssekretär Dr. Edmund Heller vom NRW-Arbeits- und Sozialministerium. Besondere Akzente und Impulse setzen der Kabarettist Kai Magnus Sting und eine Trommlergruppe geflohener Menschen auf der Bühne vor der Kirche. Zur Gestaltung des Tages tragen zudem Erzieherinnen, die Schola Canentium und Livemusik auf dem Jugendareal bei – und die Kirchenmusikern Michael Oddei und Konrad Suttmeyer mit einem vierhändig gespielte ökumenischen Orgelkonzert, das in der kühlen Kirchen zur Mittagszeit für geistige und körperliche Erfrischung sogt.
„Erfüllt sein heute ist nie ein Ist- oder Festzustand. Es birgt Perspektiven. Die Bibel spricht häufig von menschlichen Erfahrungen. Auf dieser Grundlage denken wir an Perspektiven für die Zukunft“, sagt Jochen Walterm. Das sei ein für die Kirchen sehr passender Beitrag zum 100. Stadtgeburtstag mitten im Alltag.
Die Gladbecker Ökumenische Partnerschaftsvereinbarung nennt zunächst Grundlagen und Ziele des ökumenischen Handelns der Evangelisch Lutherischen Kirchengemeinde und der Propsteipfarrei St. Lamberti für Gegenwart und Zukunft. Dann spricht sie über Partner und Initiativen auf dem Weg ökumenischen Lebens. Die Kirchen seien verbunden „im gemeinsamen Glauben an Jesus Christus, in dem Gott für uns sichtbar ist: heilend, befreiend, zugewandt“, aber auch in der „gemeinsamen Verantwortung“ für unsere die Stadt, „für das friedliche und respektvolle Zusammenleben“ aller. Weiter heißt es, die Christen verschiedener Konfessionen gingen „mutige und entschlossene Schritte. Auf diesem Boden pflanzen wir weiter gemeinsame Projekte, damit in der konkret gelebten Gemeinschaft im Kleinen die Einheit im Großen wächst.“
Die Erklärung, die dann über Initiativen vor Ort, ihre Inspiration und ihren Ansporn für die Vielfalt des ökumenischen Lebens spricht, würdigt den Austausch mit ihnen. Er führe zu einem immer tieferen Verständnis, wie sich Christsein heute leben lässt. „Eine fortschreitende Vernetzung unseres Handelns ermöglicht uns eine gemeinsame Nutzung von Räumen und Orten. Sie lässt christliches Handeln sichtbar und spürbar werden.“ In ökumenischer Verbundenheit wollen die Gemeinden „das soziale leben in unserer Stadt prägen und in vielfältigen Gottesdiensten zusammenfinden“.
Die Vereinbarung endet mit dem Bekenntnis zur Weiterführung guter bestehender Traditionen. Einmal jährlich soll ein Gedenk- oder Feiertag Anlass zur gemeinsamen Gottesdienstfeier sein und dabei im Gebet Hoffnungen, Nöte und Ängste von Menschen in den Blick nehmen. Zudem wird ein ökumenisches Forum aktuelle Themen der Stadtgesellschaft diskutieren. In der Vorbereitung auf Konfirmation und Firmung, so enden die Vertragspartner, „feiern wir einen ökumenischen Jugendgottesdienst. So schaffen wir einen Raum für Begegnung Gebet und Austausch.“