Kirchenzentrum am CentrO sucht neue Träger und neues Konzept

Das Ökumenische Kirchenzentrum am Oberhausener CentrO wird nach der coronabedingten Schließung vorerst nicht wieder öffnen. Die coronabedingte Schließung hat die schon lange bestehenden finanziellen Schwierigkeiten des ökumenischen Projekts noch einmal verschärft.

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Peter Fabritz (Foto: Bistum Essen|Cronauge)

Nun bemühen sich der evangelische Kirchenkreis und die katholische Stadtkirche in Oberhausen gemeinsam mit dem Bistum Essen und der Rheinischen Landeskirche um neue Partner und ein neues Konzept für das einzigartige Kirchenprojekt an Deutschlands größtem Einkaufszentrum.

Das Ökumenische Kirchenzentrum am Oberhausener CentrO wird nach der coronabedingten Schließung vorerst nicht wieder öffnen. Der evangelische Kirchenkreis Oberhausen hat beschlossen. sich aus wirtschaftlichen Gründen aus dem gemeinsamen Projekt der beiden Kirchen zurückzuziehen. Nun bemühen sich alle Beteiligten um eine neue Trägerstruktur und wollen ein neues Konzept für das einzigartige Kirchenprojekt an der CentrO-Promenade entwickeln.

Finanzielle Schwierigkeiten des Kirchenzentrums

Hauptgrund für den Schritt des Kirchenkreises sind die finanziellen Schwierigkeiten des Kirchenzentrums, die sich durch die Schließung in den vergangenen Wochen deutlich verschärft haben. „Zwar haben das Café und der kleine Laden im Kirchenzentrum die laufenden Kosten des Hauses auch in den vergangenen Jahren immer weniger gedeckt, so dass die evangelischen und katholischen Gemeinden sowie das Bistum ein zunehmendes Defizit ausgleichen mussten.

Doch der zweimonatige Stillstand in der Corona-Krise hat nun jede finanzielle Planung zerstört“, so der evangelische Superintendent Joachim Deterding. Angesichts der zu erwartenden Kirchensteuerausfälle in den kommen Jahren sehe sich der evangelische Kirchenkreis nicht mehr in der Lage, das Kirchenzentrum wie bisher zu finanzieren. Gleichwohl werde man das Projekt auch weiterhin ideell unterstützen und bei der Suche nach neuen Partnern helfen, bekräftigt Deterding.

Stadtdechant Fabritz: Keine Alternative

Angesichts der Corona-Situation gebe es zur Fortdauer der Schließung auch in den kommenden Monaten keine Alternative, unterstreicht Stadtdechanten Peter Fabritz: „Das Café und der Raum der Stille sind unter den Abstandsgeboten der Corona-Situation nicht sinnvoll zu öffnen“, betont der Vertreter der katholischen Kirche: Im Gottesdienstraum dürften sich unter den aktuellen Bedingungen gerade vier Personen gleichzeitig aufhalten.

Fabritz und Deterding sind sich bewusst, „dass dieser Schritt gerade für die sechs hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Küche und Service des Kirchenzentrums dramatisch ist“, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der beiden Seelsorger. „Wir haben heute Morgen mit allen Angestellten gesprochen, ihnen Auflösungsverträge angeboten und zugesagt, dass wir sie auf Wunsch bei der Suche nach einer neuen Beschäftigung in Einrichtungen unserer Kirchen unterstützen.“

Ehrenamtlich informiert

Auch die zahlreichen Ehrenamtlichen, die die Arbeit im Kirchenzentrum oft schon seit vielen Jahren mitgestalten, wurden bereits über die Situation informiert. „Hier haben sich Christinnen und Christen in den vergangenen Jahren mit viel Kraft, Herzblut und Gottvertrauen engagiert“, würdigen Deterding und Fabritz die Arbeit. Sie schlossen ausdrücklich nicht aus, dass es auch in einem neuen Kirchenzentrum mit neuen Partnern Möglichkeiten und den Bedarf der freiwilligen Mitarbeit geben wird. „Doch so, wie wir das Kirchenzentrum bislang betrieben haben, geht es nicht mehr weiter“, betonen die Kirchenvertreter. Deshalb müsse der Betrieb zunächst eingestellt werden, um dann eine neue Lösung zu entwickeln.

Für eine neue Lösung machen sich auch das Bistum Essen und die rheinische Landeskirche stark: „Das Ökumenische Kirchenzentrum hat für uns auch mehr als 20 Jahre nach seiner Eröffnung das Potenzial, Menschen in der Umwelt des Einkaufszentrums und der Freizeitangebote mit Gastfreundschaft zu begegnen und sie mit Angeboten und Inhalten der Kirchen in Verbindung zu bringen“, heißt es in einer Erklärung der rheinischen Oberkirchenrätin Barbara Rudolph und dem Leiter der Hauptabteilung Pastoral und Bildung im Bistum Essen, Markus Potthoff.

Mit seiner Lage und Ausrichtung sei das Kirchenzentrum weit und breit einzigartig. Zudem sei es mit seiner ökumenischen Prägung ein Prototyp für die gemeinsam getragenen Projekte beider Kirchen, die sich das Ruhrbistum gemeinsam mit der rheinischen und der westfälischen Landeskirche im „Reformationsjahr“ 2017 vorgenommen hatte. „Wichtig ist nun, dass wir starke Partner finden, um das Ökumenische Kirchenzentrum mit einem neuen inhaltlichen und wirtschaftlichen Konzept wieder eröffnen zu können“, so Rudolph und Potthoff. Bis Ende des Jahres wollen alle Beteiligten klären, ob das Kirchenzentrum wieder öffnen kann – und wie dann das Angebot aussieht.

Hintergrund: Ökumenisches Kirchenzentrum am CentrO

Seit 1997 lädt das Ökumenische Kirchenzentraum am Oberhausener Einkaufszentrum CentrO bei Kaffee und Kuchen zu zwanglosen Gesprächen über Gott und die Welt, bietet Kontakt zu Seelsorgern und lädt inmitten der lauten Konsum-Welt zu Meditation und Gebet ein. Wie in den historisch gewachsenen Innenstädten mit ihren großen Gotteshäusern wollen die Kirchen auch in dieser neuentstandenen Welt an der Seite der Menschen sein. 

Bis zur Corona-Schließung öffnete das Kirchenzentrum täglich bis auf montags sein Café mit Spielmöglichkeiten für Kinder, seinen Raum der Stille für Gebet und Meditation sowie seinen kleinen Laden mit Geschenkideen und Eine-Welt-Produkten und seine Kircheneintrittsstelle. Zu Weihnachten, Ostern und Pfingsten lud die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Oberhausen zu ökumenischen Gottesdiensten in das Kirchenzentrum ein. Zum hauptamtlichen Team gehören die beiden Seelsorger, der katholische Pater Olav Hamelijnck und der evangelische Pfarrer Stefan Züchner sowie die Serviceleiterin Beate Apel und fünf Teilzeitkräfte im Cafébereich.

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