Papst: Vorerst kein Drittes Vatikanisches Konzil

Nach dem Interview-Marathon des Papstes rund um den zehnten Jahrestag seiner Wahl war zuletzt ein wenig Ruhe eingekehrt. Nun setzte Franziskus in einem Gespräch mit einer spanischen Zeitschrift wieder neue Impulse.
Nach dem Interview-Marathon des Papstes rund um den zehnten Jahrestag seiner Wahl war zuletzt ein wenig Ruhe eingekehrt. Nun setzte Franziskus in einem Gespräch mit einer spanischen Zeitschrift wieder neue Impulse.

Papst Franziskus –Foto: © Palinchak| Dreamstime.com

Franziskus hat es wieder getan: In einem langen Interview der spanischen Zeitschrift Vida Nueva hat sich der Papst unter anderem zu Vatikan-Interna geäußert. Am Freitag veröffentlichte das katholische Blatt das Gespräch. Neben seiner schon häufig gehörten Kritik an verhärteten Traditionalisten in der katholischen Kirche und Ausführungen über die Ausbildung neuer Priester – sie sollen Seelsorger sein, keine Ideologen -, sprach Franziskus auch über die Päpstliche Friedensmission im Ukraine-Krieg.

Peking-Besuch seines Friedensvermittlers Kardinal Matteo Zuppi

Er bestätigte Spekulationen über den geplanten Peking-Besuch seines Friedensvermittlers Kardinal Matteo Zuppi. Nach Washington sei die chinesische Hauptstadt die nächste Station, denn beide seien der Schlüssel zur Deeskalation des Konflikts, so der Papst. Im Mai hatte Papst Franziskus den Kardinal zum Leiter einer Friedensmission zur Beendigung des Krieges in der Ukraine ernannt. Kurz darauf besuchte Zuppi Kiew und Moskau, bevor die USA folgten. Ein Termin für Zuppis Peking-Reise ist bislang nicht bekannt.

Derzeit dreht sich der Auftrag vor allem um humanitäre Bemühungen wie die Rückführung von zwangsweise nach Russland gebrachten Kindern. “Wir tun alles in unserer Macht Stehende, um sicherzustellen, dass jedes Familienmitglied, das die Rückgabe seiner Kinder fordert, dies auch erreichen kann”, bestätigte der Papst im Interview. Zu diesem Zweck erwäge Franziskus die Ernennung eines ständigen Vertreters – als Brücke zwischen den russischen und ukrainischen Behörden. Weiter organisiere Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin derzeit ein Friedenstreffen mit Religionsführern “auf neutralem Boden” in Abu Dhabi, so der Papst. Es soll im November vor dem UN-Klimagipfel stattfinden. “All diese Initiativen nenne ich eine ‘Friedensoffensive'”, erklärte er.

Papst möchte den Kosovo bereisen

Auch zu eigenen Reiseplänen äußerte sich Franziskus. So möchte der 86-Jährige den Kosovo besuchen. Derzeit werde an einer Reise in das südosteuropäische Land gearbeitet; fest stehe sie aber noch nicht. Zugleich betonte er, keinen offiziellen Staats- oder Pastoralbesuch in einem großen Land in Europa machen zu wollen, bevor er nicht mit den kleinen Ländern fertig sei. Derzeit hält sich Papst Franziskus zum katholischen Weltjugendtag in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon auf. Ende August wird er zu einem offiziellen Besuch in die Mongolei und im September zu einer religiösen Veranstaltung nach Marseille reisen.

Erneut bestätigte der 86-Jährige Pläne für eine Reise in sein Heimatland Argentinien. Seit seiner Wahl zum Papst 2013 war er nicht mehr dort. “Im Moment denke ich nur an Argentinien. Und vielleicht an Uruguay”, so der Papst. Über weitere Reisen sprach der Papst in dem Interview nicht. Dafür war die bevorstehende Weltsynode im Oktober im Vatikan ein Thema. Mit Nachdruck wies der Papst als eine Unterstellung zurück, dass dort die Lehre der Kirche verändert werden solle. Einer Ordensfrau, die ihn danach fragte, habe er unlängst geantwortet: “Sag mal, meine Liebe, wer hat dir denn diese Idee in den Kopf gesetzt?”

Franziskus wendet sich gegen jene, die einem das Wort im Munde herumdrehten.

Darum habe es auch nicht die Frage gegeben, ob die Synode die Form eines dritten Vatikanischen Konzils haben soll. Laut Franziskus ist bislang das vorige große Reformkonzil, das Zweite Vatikanum (1962-1965), immer noch nicht “auf die Straße gebracht” worden. Franziskus kritisierte eine Angst davor, “dass wir alle heimlich von den ‘Altkatholiken’ angesteckt worden sind, die schon im Ersten Vatikanum behaupteten, die ‘Bewahrer des wahren Glaubens’ zu sein”. Die Altkatholiken entstanden im 19. Jahrhundert aus Protest gegen einige Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70). Dort war verbindlich die päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen von Glauben und Sitte verkündet worden. Zudem schrieb das Konzil die oberste Leitungsgewalt des Papstes in der gesamten katholischen Weltkirche fest.

Die Altkatholiken wollten sich von dem neuen Dogma absetzen, das sie als Bruch mit alten Glaubensüberlieferungen sahen. Nach ihrer Überzeugung bewahrten sie in ihrer kleinen, von der katholischen Kirche abgespaltenen Kirche den wahren Glauben. Verdächtigungen, man wolle den Weg der Altkatholiken gehen, müssten mit klaren Argumenten zurückgewiesen werden, so Franziskus. Es sei wichtig, sich gegen jene zu wehren, die einem das Wort im Munde herumdrehten.

Von Severina Bartonitschek (KNA)