Bistum Münster gibt Missbrauchsfall bekannt und räumt Fehler ein

Das Bistum Münster hat einen weiteren Missbrauchsfall bekannt gemacht und Fehler im Umgang mit dem heutigen Ruhestandsgeistlichen eingeräumt. Dieser soll sich in den 1980er Jahren als Kaplan im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer im Rahmen der Beichte über einen längeren Zeitraum an einem Mädchen sexuell vergangen haben, wie die Diözese am Sonntag mitteilte.

Bischof Genn (Foto: Bistum Münster)

Der Vorgang ist dem Bistum nach eigenen Angaben seit 2010 bekannt. Die betroffene Frau habe damals jedoch ausdrücklich verlangt, dass der Sachverhalt nicht öffentlich gemacht und die Staatsanwaltschaft nicht eingeschaltet werde.

Das Bistum hatte den Sachverhalt nach Rom an die Glaubenskongregation gemeldet, wie es hieß. Nach Abschluss der dortigen Prüfungen seien dem Geistlichen priesterliche Tätigkeiten nur in einem vom Bistum zugewiesenen Bereich gestattet worden. Die Betroffene habe sich vor rund drei Jahren erneut beim Bistum gemeldet, weil der Geistliche entgegen den Auflagen weiter öffentlich Gottesdienste feierte.

Das Bistum räumte ein, den Hinweisen auf öffentliche Gottesdienste durch den Geistlichen nicht mit der entsprechenden Konsequenz nachgegangen zu sein. Münsters Bischof Felix Genn habe in einem Schreiben an die Frau bedauert, dass die Auflagen nicht konsequent eingehalten worden seien. Inzwischen seien dem Priester Gottesdienste in der Öffentlichkeit vollständig untersagt.

Die betroffene Frau habe nach Beratung durch eine Rechtsanwältin nun den Schritt in die Öffentlichkeit gemacht, damit sich möglicherweise weitere Opfer melden, so das Bistum. Auch wolle sie deutlich machen, dass auch Frauen Opfer sexueller Übergriffe und Misshandlungen in der Kirche gewesen seien. Ein Brief von ihr wurde am 2. und 3. November in Gottesdiensten der Kevelaerer Pfarrei Sankt Marien verlesen, wie es hieß.

Der Interventionsbeauftragte des Bistums, Peter Frings, betonte, dass man den Aussagen der Betroffenen glaube. Außer dem nun veröffentlichten Fall seien dem Bistum bisher keine weiteren Hinweise oder Meldungen bekannt.

kna