Angesichts wachsender sozialer Aufgaben plädiert der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck für mehr Zusammenarbeit der Konfessionen im Ruhrgebiet. Es sei eine ökumenische Aufgabe, dass die unter Mitgliederrückgang leidenden Kirchen dauerhaft ihre gesellschaftliche Präsenz sichern, sagte Overbeck beim Sozialpolitischen Aschermittwoch der evangelischen und katholischen Kirche in Essen.
Dabei müsse sich die Qualität dieser Präsenz verändern, so Overbeck. „Es ist nicht einfach so, dass wir das Alte kleiner machen. Wir werden vor allen Dingen ganz anders.“ Ökumene meine heute auch die Zusammenarbeit mit anderen Religionen, „gerade weil es keinen Millimeter mehr nach rechts gehen darf“.
„Die Auftragslage für Kirche und Diakonie ist ziemlich gut“, sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), Manfred Rekowski. Die Herausforderungen etwa für Gemeinden im Ruhrgebiet seien groß, während die Ressourcen der Kirchen kleiner würden. „Die Aufgabe dieser Generation ist, die großen Strukturen aus dem letzten Jahrhundert an die kleiner werdenden Zahlen anzupassen und das intelligent zu tun“, so Rekowski. Entsprechende Lösungen müssten gemeinsam mit anderen Gruppen entwickelt werden.
Der Stadtforscher Klaus Selle hob die Bedeutung von Kirchen vor Ort hervor. „Die Kirchen sind wichtige Kerne des Engagements im Quartier und für das Quartier“, sagte er. Problematisch seien die geringeren Chancen junger Menschen in bestimmten Vierteln, ihre Situation zu verbessern. Bildung sei ein Weg, diese Ungleichheit zu beseitigen.
Um verschiedene Menschen zusammenzubringen, sprach sich Overbeck für eine Olympia-Bewerbung des Ruhrgebiets aus. „Dann passiert nämlich was – und das braucht man in den Stadtteilen: nämlich eine gemeinsame Idee“, sagte der Geistliche, der in der Deutschen Bischofskonferenz für Sozialfragen verantwortlich ist. Er forderte zudem eine bessere Verkehrspolitik sowie neue Formen von Solidarität. Mit Blick auf den früheren Zusammenhalt unter Bergleuten sagte er: „Wir müssen heute nicht nur eine Arbeitsform, sondern eine Haltungsform finden, die uns solidarisch zusammenhält.“
Beim Sozialpolitischen Aschermittwoch widmen sich die EKiR und das Bistum Essen jedes Jahr einem gesellschaftspolitischen Thema. Dieses Mal ging es um Problem-Stadtteile im Ruhrgebiet.