Mainz. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx kann sich eine Frau als Sekretariatsleiterin der Deutschen Bischofskonferenz nach eigenem Bekunden gut vorstellen. Er wolle seinem Nachfolger nicht vorgreifen, betonte der scheidende Bischofskonferenz-Vorsitzende zum Auftakt der Vollversammlung der Bischöfe am Montag in Mainz.
Aber eine Frau an der Spitze des in Bonn ansässigen Sekretariates der Bischofskonferenz würde er „sehr begrüßen“. Entscheidend sei allerdings, dass der künftige Inhaber dieser Funktion gut mit dem künftigen Vorsitzenden der Bischöfe harmonisiere.
Abschied für Hans Langendörfer
Der langjährige Sekretär der Bischofskonferenz, Hans Langendörfer, hatte unlängst in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) angekündigt, nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung zu stehen. „Ich habe dieses Amt mit großer Freude mehr als zwei Jahrzehnte ausgeübt und bin zu der Überzeugung gelangt, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, es in jüngere Hände zu übergeben“, so der 69 Jahre alte Jesuitenpater.
Auch der Konferenz-Vorsitzende Marx (66) hatte zuvor gesagt, aus Altersgründen nicht mehr für eine Wiederwahl zur Verfügung zu stehen. Die Vollversammlung der Bischöfe dauert bis Donnerstag. Am Dienstag soll ein Nachfolger von Marx gewählt werden; ob im Laufe des Treffens auch ein Nachfolger für Langendörfer gefunden wird, steht noch nicht fest.
Aufbruch in der Kirche
Zu einem Aufbruch in der Kirche hat der Münchner Kardinal Reinhard Marx aufgerufen. Dabei gehe es nicht darum, sich dem Zeitgeist anzupassen, sondern die Zeichen des Heiles Gottes zu sehen, sagte der scheidende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Montagabend bei einem Gottesdienst zum Auftakt der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe.
In seiner mehrfach von Applaus unterbrochenen Predigt mahnte Marx zu Zuversicht und Gottvertrauen. Es gelte, keine Angst vor der Moderne zu haben, aus der Quelle des Glaubens zu schöpfen und manches hinter sich zu lassen, was der Vergangenheit angehöre, „was schal geworden ist“. Kirche müsse Hoffnung leben und Hass bekämpfen, Brücken bauen und erkennen, „was uns heute aufgetragen ist“.
Stiller Protest
Vor dem eigentlichen Beginn des Gottesdienstes hatten die Bischöfe eine kurze Andacht vor dem Grab des früheren Mainzer Bischofs Kardinal Karl Lehmann gehalten. Der langjährige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz war vor zwei Jahren, am 11. März 2018, gestorben. Seit kurzem weist eine von dem Künstler Thomas Duttenhoefer gestaltete Bronzeplatte auf das Grab des Bischofs hin. Marx sagte, Lehmann bleibe seinen Mitbrüdern in lebendiger Erinnerung.
Am Rande des Gottesdienstes wurde eine Person mit weißer Maske hinausgeführt, die offenbar während der Predigt von Marx in den Altarraum gelangen wollte. Mehrere Betroffene von Missbrauch verharrten in stillem Protest im hinteren Teil des Doms. Sie trugen weiße Plakate, auf denen unter anderem die Zahl der bislang bekannt gewordenen Missbrauchsfälle verzeichnet war.