Corona schränkt religiöses Leben ein – Bistümer sorgen vor

Das Corona-Virus schränkt das religiöse Leben in vielen Ländern zunehmend ein, vermehrt kommt es zur Absage von größeren Veranstaltungen. Unterdessen richtete am Mittwoch das katholische Erzbistum München und Freising einen Krisenstab ein. Auch in anderen deutschen Diözesen und evangelischen Landeskirchen ist die Krankheit Thema. Ve Das gilt für das Bischofstreffen der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ebenso wie für den am Samstag geplanten Ökumene-Tag in Halle. Auch der Kreuzweg der Völker durch die Münchner Innenstadt am Karfreitag wird ausfallen.

(Foto: Cronauge |Bistum Essen)

Weitere Diskussionen in Essen

Entscheidungen über weitere zentrale Kar- und Ostergottesdienste hingen von der Entwicklung der Lage ab, hieß es beispielsweise aus den Bistümern Trier, Mainz und Osnabrück. Das Erzbistum Freiburg orientiert sich laut eigenen Angaben an den Maßnahmen der lokalen Gesundheitsämter. Der katholische Bischof von Görlitz, Wolfgang Ipolt, warnte gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) allerdings auch vor Panikmache. „Ich erinnere daran: Wir haben in unserer Kirche viele Heilige, die während der großen Pestzeit beispielhaft Nächstenliebe gezeigt haben. Das sollte uns Orientierung geben.“

Im Bistum Essen gibt es nach dem Erlass der Landesregierung derzeit noch keine neue Entscheidung. Der Erlass werde in die weiteren Diskussionen über mögliche Auswirkungen der Corona-Virus-Epidemie auf die Arbeit der Kirchengemeinden und anderer kirchlicher Einrichtungen im Bistum Essen aufgenommen, hieß es auf Anfrage. Das Bistum werde „rechtzeitig darüber informieren, falls sich daraus Änderungen für geplante Gottesdienste oder andere Veranstaltungen ergeben sollten“.

Keine Anwesenheitslisten

Das Bistum Essen führt trotz Corona-Virus bislang keine Anwesenheitslisten in Gottesdiensten ein. Die Stadt Essen hatte am Dienstag eine entsprechende Empfehlung für alle „organisierten Veranstaltungen“ mit mehr als 25 Teilnehmern ausgesprochen, um bei einer Infektion Kontaktpersonen identifizieren zu können. Gegenüber dem Online-Portal katholisch.de erklärte Bistumssprecher Ulrich Lota in der vorigen Woche, dass man zwar dankbar für die Arbeit des Krisenstabes der Stadt sei und die Empfehlung angekommen sei und ernstgenommen werde, man sie aber nicht umsetzen werde.

Gottesdienstbesucher namentlich zu erfassen sei nicht praxistauglich. Bei den meisten kirchlichen Veranstaltungen außer Gottesdiensten gebe es aber oft ohnehin schon Anwesenheitslisten. Auf diese könnte im Infektionsfall zurückgegriffen werden. Der Empfehlung der Stadt zufolge sollen Name, Vorname, Adresse und telefonische Erreichbarkeit erhoben werden. Gegenüber katholisch.de erläuterte eine Sprecherin der Stadt, dass das ausdrücklich auch für Gottesdienste gelte, nicht aber für Kneipen.

Eine Rücksprache mit den Kirchen vor der Veröffentlichung der Empfehlung habe es nicht gegeben, so Lota. Er zeigte sich verwundert, dass Gastwirtschaften von der Empfehlung ausgenommen seien. Das Bistum schätzt die Infektionsgefahr im Gastgewerbe höher ein als bei Gottesdiensten.

Übersicht zur Situation im Bistum Essen

Keine flächendeckende Gottesdienst-Absage wegen Corona

Im Südwesten bleiben Gottesdienste bislang noch weitgehend von Absagen wegen des Corona-Virus verschont. Das Bistum Trier plant im Moment nicht, Gottesdienste flächendeckend abzusagen“, sagte die Pressesprecherin der Diözese, Judith Rupp, am Mittwochnachmittag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Sie verwies darauf, dass in der Regel die Besucherzahl der Gottesdienste unter der Grenze von 1.000 Teilnehmern liege. Wegen der zunehmenden Ausbreitung des Virus hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) empfohlen, Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Menschen abzusagen.

Die Trierer Bistumssprecherin sagte weiter: „Im Blick auf die größeren Gottesdienste wie an Ostern oder bei Erstkommunionen werden wir in den nächsten Tagen beraten, entscheiden und informieren.“ Das Bistum beobachte die Lage fortlaufend und informiere auf seiner Internetseite. Im Einzelfall könne es auch jetzt schon zu Ausfällen von Gottesdiensten kommen.

Absage in Mainz

Ähnlich wie die Trierer Bistumssprecherin äußerte sich der stellvertretende Pressesprecher der Diözese Mainz, Alexander Matschak. Gottesdienste etwa im Mainzer Dom würden bislang nicht gestrichen. Er gab allerdings bekannt, dass nun der Diözesantag der Katholischen Öffentlichen Büchereien, der am 28. März im Mainzer Bildungszentrum Erbacher Hof stattfinden sollte, wegen des Corona-Virus abgesagt worden sei.

Das Erzbistum Freiburg orientiert sich laut eigenen Angaben an den Maßnahmen der lokalen Gesundheitsämter. „Die dort gegebenen Vorgaben werden in den einzelnen Seelsorgeeinheiten umgesetzt“, teilte das Bistum mit. Im Erzbischöflichen Ordinariat sei ein Krisenstab eingerichtet worden. Der für 12. März geplante „Freiburger Kongress Personalführung“ sei jetzt abgesagt worden, da sich die Lageeinschätzung für Südbaden verschärft habe. Ebenfalls abgesagt worden sei das Peru-Partnerschaftstreffen am 21. März in der Katholischen Akademie Freiburg. Hier solle ein neuer Termin für den Herbst 2020 gesucht werden.

Keine Mund- oder Kelchkommunion

Das Deutsche Liturgische Institut (DLI) und andere Experten raten zu einem Verzicht auf Mund- oder Kelchkommunion, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Die katholische Polnische Bischofskonferenz verschob ihre Frühjahrsvollversammlung auf unbestimmte Zeit. Die katholische Kirche in Österreich fährt wegen der Epidemie ihr Veranstaltungsprogramm landesweit drastisch zurück. Zuvor hatte die Regierung in Wien bereits Gottesdienste in geschlossenen Räumen mit über 100 Personen verboten.

Ähnliche Vorschriften gelten auch in einigen Nachbarländern. In der Slowakei sind bis zum 23. März sämtliche Gottesdienste verboten, Tschechiens Regierung untersagte Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern. Während die US-Metropolen Boston und San Francisco auf den traditionellen Umzug zum St. Patrick’s Day verzichten wollen, gehen Irlands Bischöfe bislang noch davon aus, dass die Feierlichkeiten zu Ehren des irischen Nationalheiligen abgehalten werden können.

Generalaudienz ausschließlich auf Video

In Jerusalem sind bis auf weiteres alle christlichen Schulen geschlossen. Auch in Ägypten ergriffen die Verantwortlichen Vorbeugungsmaßnahmen und begrenzten die Dauer muslimischer Gebete in den Moscheen.

Die Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan war aufgrund der Epidemie am Mittwoch erstmals ausschließlich auf Video zu sehen. Bei aller Sorge über die Ausbreitung des Corona-Virus sollten die Menschen das Leid der Zivilbevölkerung in Syrien und der Flüchtlinge an der Grenze zwischen der Türkei und Griechenland nicht vergessen, mahnte das katholische Kirchenoberhaupt. In ganz Italien sind öffentliche Gottesdienstfeiern ausgesetzt worden.

Von Joachim Heinz (KNA)/Boris Spernol