Hannover – Der Potsdamer Historiker Martin Sabrow plädiert dafür, den 8. Mai bundesweit zum gesetzlichen Feiertag zu erheben. Der Leiter des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung in Potsdam schrieb in einem Gastbeitrag für das Redaktionsnetzwerk Deutschland (Samstag): „Der historischen Bedeutung des 8. Mai entspricht es, dieses Datum 75 Jahre nach Kriegsende als gesetzlichen Feiertag dauerhaft im gesellschaftlichen Gedächtnis zu verankern.“ Am 8. Mai 1945 unterzeichneten die Vertreter des nationalsozialistischen Deutschen Reichs die bedingungslose Kapitulation. In Berlin ist der 8. Mai dieses Jahr einmalig unter dem Namen „Tag der Befreiung“ Feiertag.
Sabrow findet diese Bezeichnung allerdings zu eindimensional. „Eine solche Ausrichtung würde der Differenz zwischen zeitgenössischer Erfahrung und nachzeitiger Betrachtung nicht gerecht, und er trüge der widersprüchlichen Vielschichtigkeit eines Datums keine Rechnung, das von den Mitlebenden als auswegloser Untergang ebenso erlebt werden konnte wie als ersehnte Rettung.“
Entwicklung der Erinnerungskultur Rechnung tragen
Er plädierte dafür, den 8. Mai wie in Mecklenburg-Vorpommern als „Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus und der Beendigung des Zweiten Weltkrieges“ zu begehen. Sabrow sagte: „Die Bundesrepublik Deutschland würde der Entwicklung ihrer Erinnerungskultur angemessen Rechnung tragen, wenn sie den 8. Mai unter dieser Bezeichnung zum gesetzlichen Feiertag erheben und damit zum Ausdruck bringen würde, dass der 8. Mai 1945 ein die Zeiten überdauernder Tag der befreienden Niederlage und des rettenden Zusammenbruchs war.“