Hannover – Der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BagSo), Franz Müntefering, hält es für möglich, dass ältere Menschen und chronisch Kranke im Zuge der Corona-Krise länger in Quarantäne bleiben müssen als andere Gruppen. „Wir haben es bisher in Deutschland geschafft, in einer extremen Ausnahmesituation mit vernünftiger und konsequenter Vorgehensweise vermeidbare Schäden zu vermeiden“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (Freitag).
Die Folgen der Epidemie für Betroffene seien gleichwohl hart bis zur persönlichen Katastrophe. Entwarnung, so Müntefering, „wäre das falsche Zeichen. Wir müssen als Land den auf Zeit eingefahrenen Weg weitergehen, bis die Maßnahmen greifen.“
„Differenzierte Lösungen“
Der ehemalige Bundesarbeitsminister und Vizekanzler der SPD fügte hinzu: „Es kann zu einem späteren Zeitpunkt durchaus berechtigt sein, dass die Öffnung der Gesellschaft mit unterschiedlichem Tempo geschieht, zum einen, um Wirtschaft und Bildungswesen schnell wieder in Gang zu setzen und die wirtschaftlichen Folgen der Krise zu minimieren, aber auch um den Schutz verletzlicher Gruppen bestmöglich zu gewährleisten.“ Gefragt seien „differenzierte Lösungen“.
Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hatte zuvor gesagt, man werde „junge Leute zuerst wieder auf die Straße“ lassen. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) sagte: „Menschen, die über 65 Jahre alt sind, und Risikogruppen werden aus dem Alltag herausgenommen und vermeiden weiter Kontakte. Jüngere, die weniger gefährdet sind, werden nach und nach kontrolliert wieder in den Produktionsprozess integriert.“