Katholische Bischöfe setzen in der Krise auf österliche Hoffnung

 Stattdessen wurden viele Feiern im Internet, über Facebook, Youtube oder auch im Fernsehen übertragen. Vielerorts verteilten Ehrenamtliche Osterkerzen in den Straßen; manche Familien feierten kleine Hausandachten.

Bischof Franz-Josef Overbeck am Ostersonntag (Foto: Screenshot/ Quelle: YouTube/Bistum Essen)

Die katholischen Bischöfe betonten in ihren Ansprachen, dass Ostern auch in Zeiten der Corona-Pandemie Hoffnung machen wolle und zur Solidarität ermutige. Aus Sicht des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, könnte die Krise „zum Glücksfall der Geschichte werden“. Am Ende könne eine solidarischere und achtsamere Welt stehen, sagte der Limburger Bischof.

Dazu müsste es aber gelingen, „die besten Kräfte und die mutigsten Ideen aller ins Spiel zu bringen“ und zu einem erheblichen, auch persönlich spürbaren Opfer bereit zu sein, erklärte Bätzing. Derzeit präge sich aus, „was unsere Zukunft ausmachen und zum Guten verändern“ könne. Es handle sich um „einen historischen Moment“.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx mahnte, die Krise dürfe „nicht dazu führen, dass die Ungleichheiten und Gräben, die Ungerechtigkeiten und Spannungen in unseren Ländern und global größer werden“. Er blicke mit großer Sorge auf ärmere Länder ohne leistungsstarkes Gesundheitssystem, sagte der frühere Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki betonte, die Pandemie habe viele Menschen in große Ängste gestürzt. Das Osterfeuer verweise jedoch darauf, dass Gott „wie ein Feuer für uns Menschen und für seine Schöpfung“ brenne.

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck rief zu Solidarität auf. Die Gesellschaft bleibe „nahe bei der Botschaft Jesu“, wenn die Kosten der Krise nicht allein bei den Armen, Schwachen, Arbeitslosen und prekär Beschäftigten abgeladen würden. Erst recht dürften nicht die Beschäftigten belastet werden, die derzeit die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft sicherstellten.

Berlins Erzbischof Heiner Koch zeigte sich beeindruckt von einer neuen gesellschaftlichen Solidarität. „Es ist nicht selbstverständlich, dass in solch einer gravierenden Krise, die unser aller Leben und Alltag tiefgreifend verändert, solch eine große Solidarität geradezu aufblüht, so viele Menschen helfen wollen und sich nicht egozentrisch nur auf das eigene Wohl fixieren“, betonte er.

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick bezeichnete Ostern als ein Fest des Aufbruchs und Neubeginns. „Ostern ist ein Mutmacherfest“, sagte er. Zwar müssten die Menschen auf viele Dinge verzichten, die Freude machten. Die Corona-Krise zeige aber auch, wie viel Gemeinschaft und Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft vorhanden seien.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger ermutigte dazu, nicht die Hoffnung zu verlieren. Je länger die aktuelle Ausnahmesituation andauere, desto mehr zeige sich, „wie diese Dunkelheit in unser Leben hineinkriecht“, sagte Burger. Christlicher Osterglaube sei es aber, dass Gott den Menschen zusage, die Finsternis zu vertreiben.

Hamburgs Erzbischof Stefan Heße erklärte: „Unser Glaube lebt davon, dass wir nicht nur bei unseren menschlichen Möglichkeiten stehen bleiben“. Die Krise eröffne neue Möglichkeiten, etwa im digitalen Bereich.

Die Osterbotschaft kann laut dem Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker gerade jetzt Hoffnung vermitteln. In den biblischen Texten heiße es, dass Jesus „nicht im Tod geblieben“ sei. „Auferstehung heißt dann: Beginn eines anderen, mit unseren Begriffen letztlich nicht fassbaren Lebens.“

Nach den Worten von Münsters Bischof Felix Genn begeht die Kirche Ostern nicht deshalb, „weil uns nach Zynismus zumute ist“. Vielmehr glaube die Kirche daran, dass es wahr sei, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt und die Macht des Todes gebrochen habe.

Für den Aachener Bischof Helmut Dieser ist die Osterbotschaft von der Auferstehung „die einzige Hoffnung für die vielen vielen Toten, die an dieser Pandemie sterben“. Die Bilder von Massengräbern seien nicht die letzten Bilder von diesen irdischen Menschen, so Dieser: „Denn Gott wird sie auferwecken, wie er den Gekreuzigten auferweckt hat“.

Der Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer dankte jenen Menschen, die sich momentan für die Gesundheit und das Wohlergehen anderer einsetzten. Als Beispiele nannte er Ärzte und Pflegekräfte, aber auch Menschen, die von Balkonen und Fenstern aus miteinander singen.

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber erinnerte an die ersten Christen. Sie hätten besonders in Krisenmomenten die „Wirkung des Osterlichts“ gespürt, sagte er. Daher dürften die Christen auch heute darauf hoffen, dass in der Krise „ungeahnt neues Leben wächst“ und die eigene Persönlichkeit im Glauben Stärkung erfahre.

Derzeit wird Ostern nach Worten des Mainzer Bischofs Peter Kohlgraf „weniger üppig gefeiert als vielmehr gelebt“. Viele Menschen gäben derzeit Hoffnung weiter, „obwohl sie manchmal selbst nicht weiterwissen, obwohl sie berechtigte Angst um die Gesundheit und die eigene Existenz haben“.

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr rief dazu auf, menschliche Beziehungen besonders zu pflegen. „Verschlossene Türen bedeuten keine soziale Distanz in dem Sinne, dass es keine menschlichen Beziehungen mehr nach draußen gibt“, so Neymeyr am Ostersonntag im MDR Radio.

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann äußerte die Hoffnung, dass die Krise zu größerem Miteinander führen könnte. Statt Egoismus, Abschottung und Isolation müssten Räume der Versöhnung und des Friedens geschaffen werden, damit alle Menschen gute Lebensperspektiven erhielten, erklärte er.

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige betonte: „Passion und Auferstehung gehören untrennbar zusammen.“ Die tiefste menschliche Ohnmacht sei für immer zu einem Ort Gottes geworden: „Das sollte uns mit Zuversicht erfüllen“, so Feige.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann bezeichnete Ostern als Ermutigung und Fest der Hoffnung. „Seien wir bereit, uns von der unbändigen Lebendigkeit des Auferstandenen überraschen zu lassen“, sagte er.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke rief dazu auf, das Leben zu feiern. Krisen, Tod und Leid könnten eine Nachterfahrung für die Menschen sein. Dennoch gelte: „Die Liebe Gottes ist es, die leuchtet, die sich in der Auferstehung des Herrn manifestiert hat.“

In der Krise liegt nach Worten des Görlitzer Bischofs Wolfgang Ipolt auch eine Chance für den Glauben. „In allen Gefahren für unser Leben, auch in den Gefahren der derzeitigen Pandemie, bis hinein in den Tod sind wir umfangen von Gottes Liebe, sind wir aufgehoben bei ihm“, so der Bischof. „Unser Glaube ist stärker herausgefordert – er kann dadurch nur ehrlicher und tiefer werden.“

Dresdens Bischof Heinrich Timmerevers erklärte, die Osterbotschaft lasse sich derzeit neu entdecken. Zeiten der Krise seien auch der Beginn für Überraschendes: Das hätten ebenfalls die Freunde Jesu bei seinem Tod und seiner Auferstehung erlebt.

Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode räumte ein, die Argumente des Lebens schienen schwach zu sein in dieser „geradezu irrealen Zeit“. Ostern ermutige aber dazu, in allem doch mehr Leben zu entdecken als das, was dagegenspricht.

Der Umgang mit Fernsehgottesdiensten ist nach Auffassung des Passauer Bischofs Stefan Oster ein guter Prüfstein. Mit ihm lasse sich testen, wie sehr sich Gläubige in das Ostergeschehen rund um Jesus hineinnehmen ließen. Oster stellte die Situation in Zusammenhang mit dem Tagesevangelium, in dem Maria von Magdala als erste dem auferstandenen Jesus begegnet: „Warum dringt sie in die Wirklichkeit der geistlichen Welt vor und kann die Engel in ihren weißen Gewändern sehen? Vermutlich, weil sie mehr Sehnsucht hat und den mehr liebt, den sie sucht.“

Der Würzburger Bischof Franz Jung verglich das Coronavirus mit biblischen Stürmen: Man habe sich sicher geglaubt, doch auf einmal sei die ganze Welt im Ausnahmezustand. „Aus der Traum von der Unverwundbarkeit, aus der Traum von der globalen Mobilität, aus der Traum vom linearen Wachstum.“ Heilung und Neuschöpfung – was in der Osternacht gefeiert werde – gelängen nur, wenn man sich der schmerzlichen Wirklichkeit stelle.

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst rief dazu auf, nicht zu verzweifeln. Jeder könne sich fragen, wie er „mit kleinen oder großen Gesten“ Licht und Leben hinaus zu den Menschen tragen könne.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer appellierte an die Christen, die gute Nachricht von Ostern weiterzutragen. „Sagen Sie es weiter verbunden mit Ihren Ostergrüßen, über den Gartenzaun oder vom Balkon herüber, übers Telefon, per E-Mail oder Whatsapp“, so Voderholzer.

Der ernannte Augsburger Bischof Bertram Meier bezeichnete Ostern als „Mutation“. Es finde ein Sprung in etwas ganz Neues statt, erklärte er – und fragte die Gläubigen: „Nimmst Du ernst, dass mit der Auferstehung Jesu Christi die Welt eine ganz neue Ordnung bekommen hat?“

Gottesdienste im Fernsehen und im Internet