Vatikan-Experte: Trump-Lob Angriff auf Papst

Nach Ansicht des Vatikan-Experten Christopher Lamb könnte sich das Lob von US-Präsident Donald Trump für einen Offenen Brief von Erzbischof Carlo Maria Vigano als „Eigentor“ erweisen. „Das könnte zum Problem werden und nach hinten losgehen“, sagte Lamb dem Kölner katholischen Internetportal domradio.de. Wenn Trump den erklärten Papstgegner Vigano unterstütze, „dann werden einige Katholiken, die Trump 2016 guten Gewissens unterstützt haben, jetzt denken: Moment mal, unterstütze ich einen Präsidenten, der mit meinem Papst im Konflikt liegt?“

Donald Trump, President of United States of America, during NATO (North Atlantic Treaty Organization) SUMMIT 2018. “ (Foto: © Gints Ivuskans| – Dreamstime.com)

Trump hatte am Mittwochabend (Ortszeit) getwittert, er fühle sich durch den „unglaublichen Brief von Erzbischof Vigano sehr geehrt“. Und: „Jeder, ob gläubig oder nicht, sollte ihn lesen!“ Vigano hatte zuvor einen Brief veröffentlicht, in dem er die Auseinandersetzungen der vergangenen Monate als Kampf biblischen Ausmaßes beschrieb. Die Mehrheit der „Kinder des Lichts“ kämpfe gegen die Minderheit der „Kinder der Dunkelheit“, die „strategische Positionen in Regierungen, Politik, Wirtschaft und Medien innehaben“.

Aus Lambs Sicht zeigt Viganos Brief „ein ziemlich apokalyptisches Weltbild“. Er spreche von einer Verschwörung gegen Trump. Die Anti-Rassismus-Proteste und die Corona-Einschränkungen dienten demnach alle dazu, Trumps Wiederwahl zu torpedieren: „Er unterstützt die Politik von Trump in einem Brief voller Verschwörungstheorien.“

Problematisch, so Lamb, könne für Trump werden, dass Vigano, der früher Vatikan-Botschafter in den USA war, ein umstrittener rechtskatholischer Außenseiter sei, der unter anderem Papst Franziskus zum Rücktritt aufgefordert hatte: „Trumps Unterstützung und Lob für Vigano ist also in verschiedener Hinsicht ein Angriff auf den Heiligen Stuhl. Erzbischof Vigano ist gegenüber dem Papst ganz klar feindlich eingestellt, und das auf außergewöhnliche Weise.“

Dass Trump all dies bewusst sei, könne er sich kaum vorstellen, so Lamb weiter. Doch lege es nahe, dass der Präsident seine Informationen über die katholische Kirche von Kreisen am rechten Rand bekomme: „Es gibt ganz klar Katholiken, einzelne Menschen, aber auch Institutionen, die versuchen, den Präsidenten in einen Kampf mit dem Papst zu treiben.“

All das sei ein Problem für die Beziehungen zwischen dem Vatikan und den USA: „Das bringt auch einiges an Problemen für eine Reihe bekannter US-Katholiken, die den Präsidenten unterstützen, aber auch ihren Einfluss im Vatikan behalten wollen, und dem Papst ihre Loyalität versichern. Man kann hier nicht zwischen den Stühlen sitzen. Man muss sich für Erzbischof Vigano oder Papst Franziskus entscheiden.“

kna